Gastbeitrag Afrika

Gastbeitrag: Allein durch Ostafrika

Ostafrika, eine Welt für sich. Das Gebiet, dass mein Herz erobert hat. Die Gegend, die ich nun mein Zuhause nenne. Eine Region, wo das Leben zelebriert wird und die polarisiert. Der Koffer ist gepackt. Die Nerven liegen blank. Die Zweifel deines Umfeldes, sind so laut wie noch nie. Trotzdem steig ich in das Flugzeug, dass mich auf einen anderen Kontinent bringt. In ein Land, dass mir fremd war. Ein Land das als Dritte Welt Land betitelt wird. Doch irgendetwas sagte mir, steig ein und vertraue. Das tat ich und wurde mit Erfahrungen belohnt, die mir keiner mehr nehmen kann.

Mit nur neunzehn Jahren lande ich das erste Mal in Uganda. Ein Land das damals noch wenig Internetverbindung hatte. Ich reise allein, auch wenn ich im besagten Land mit einer Organisation am Weg sein werde. Die Reise dorthin gestaltete sich absolut unspektakulär, die Einreise genauso. Doch dann der Schock!

Um 2:00 Uhr am Morgen stehe ich allein am Flughafen. Niemand kam, um mich abzuholen, wie es vereinbart war. Es waren genug andere Menschen herum und zwei junge Männer nahmen sich meiner an. Sie fragten mich, ob ich Telefonnummern hatte, und riefen alle sechs Nummern an, die mir bekannt waren, darunter auch Notfallnummern, niemand, weder in Uganda noch Österreich nahm den Hörer ab. Da stand ich also, komplett allein, mitten in der Nacht am Flughafen von Uganda. Hört sich doch nach einem Abenteuer an, oder?

Das war es auch, doch es ging alles gut aus. Was ich sofort gespürt hatte bei meiner Ankunft, war die Ehrlichkeit und die Warmherzigkeit der Menschen. Die beiden Männer sahen eine junge Frau, die komplett überfordert war und ohne jegliche Hintergedanken schritten sie ein und taten alles, damit ich wusste, wohin ich gehen konnte für die Nacht.

Das war 2015 und ich kann mich heute noch kristallklar an diese Nacht erinnern, denn während meine Organisation mich im Stich ließ, setzten die Taxifahrer und weitere Leute am Flughafen alle Hebel in Bewegung und brachten mich schlussendlich in ein Hotel in der Nähe des Flughafens. Uganda hinterlässt tiefe Eindrücke bei mir und langsam versöhne ich mich mit dem Thema, doch Uganda war zeitgleich auch der Anfang meiner Ostafrikaliebe. So kam es, dass ich ab 2017 alle zwei Jahre in Ostafrikanische Länder flog.

Als Frau alleine in Ostafrika unterwegs

Was, du reist allein in diese Länder! Ist das nicht extrem gefährlich? Was willst du dort, nichts als Armut wird dich erwarten. Die werden dir alles vom Leib reißen. Die wollen ja nur dein Geld. - Dies und noch viel mehr, konnte ich mir immer wieder anhören und trotzdem ging ich immer meinem Herzen nach. Doch wie ist es nun als weiße junge Frau allein durch diese Staaten zu reisen? Ein Traum! Ich fand endlich zu mir. Ich lernte das Leben zu lieben und zu leben. All die Vorurteile räume ich Stück für Stück aus dem Weg.

Ja, es kann gefährlich sein auf den Straßen. Gleichzeitig ist es das überall auf der Welt, wenn du in die „falschen“ Gebiete gehst. Ich wurde auf den Straßen noch nie bedroht oder bedrängt. Einmal ging ich durch die Straßen von Kisumu, eine Stadt in Kenia, und vier Jugendliche - Bettler - kamen auf mich zu. Ein Mann, der neben mir ging, erklärte den Jugendlichen gleich, sie können sich aus dem Staub machen und den Muzungu in Ruhe lassen. Muzungu werden hier in Ostafrika die Europäer und Amerikaner genannt. Genau das war der Fall bei so vielen anderen Spaziergängen durch die Straßen, wenn ich allein war. Es ist immer jemand herum, der sofort einschreiten würde, wenn es kritisch wird. Ein andermal versuchte mir ein Jugendlicher die Tasche aus der Hand zu reißen. Er kam nicht weit, denn sofort waren drei Stimmen zu hören, die ihn zurechtwiesen und er ließ sofort los.

Hier hilft jeder jedem. Egal wie du aussiehst, woher du kommst oder was auch immer, du wirst nie allein sein…nicht einmal im hintersten Busch, wenn du das Gefühl hast, da kann keiner wohnen…glaub mir, zähle bis fünf und du wirst mindestens eine Person sehen, die sich auf den Weg zu dir macht.

Wir fuhren zu dritt mit dem Auto in der Regenzeit zu einem Nationalpark, Maasai Mara. Die Straßen wurden immer schlechter und plötzlich fanden wir uns im tiefsten Matsch wieder. Es gab kein vor und zurück mehr. Wir waren im absoluten Nirgendwo und ich dachte nur, gut jetzt können wir einen Notruf setzen und hoffen, dass er ankommt. Es dauerte keine zwei Minuten, dann standen zehn Männer rund um unser Auto. Bitte frag mich nicht, woher die kamen, ich weiß es bis heute nicht, außer dass sie alle aus anderen Himmelsrichtungen kamen. Obwohl es matschig, nass und echt ungemütlich war, halfen uns die Männer aus dem Schlamm. Es kamen immer mehr dazu und manche ließen alles stehen und liegen, um uns aus der Situation zu helfen. Das Argument, die helfen euch nur, weil ihr weiß seid, lass ich nicht gelten! Hier wird einfach zusammen geholfen, egal was. Des Weiteren, nein sie wollten auch kein Geld und alle unsere Wertsachen die offen im Auto lagen, wurde nicht einmal beachtet.

Ich könnte dir jetzt noch unzählige weitere Geschichten erzählen, die all die Vorurteile von vor allem der westlichen Welt gegenüber Ostafrika widerlegen, doch dann sitzen wir hier in fünf Stunden immer noch.

Ich lade dich ein, mach dir selbst ein Bild von Kulturen, komm mit Leuten ins Gespräch die dort wohnen oder aber die Länder als Reisende besucht haben. Wichtig ist auch die Einstellung, die du hast. Das, was du ausstrahlst, ziehst du an, auch auf deinen Reisen.

Bei meiner ersten Reise nach Uganda freute ich mich extrem, gleichzeitig war ich voller Angst. Ich wusste nicht was auf mich zukommt, hatte viel zu große Erwartungen, wollte die ganze Welt retten und dachte nur an meine Heimat – das führte dazu, dass ich meinen Traum von sechs Monaten Afrika nach nur fünf Wochen abbrach.

Bei meiner Reise nach Kenia vor zwei Jahren, steckte ich meine Erwartungen zurück, freute mich einfach auf das Abenteuer und wusste, dass genau das Richtige meines Weges kommt. Ich begann im Moment zu leben und bin jeden Tag einfach nur dankbar, dass ich dieses Leben erleben darf und mir meinen Traum Afrika erfüllen kann. Dieser war für sechs Monate in Afrika zu leben. Aus diesen sechs Monaten wurden nun schon 17 Monate voller neuer Eindrücke und Lebenserfahrungen. Habe den Mut, höre auf dein Herz und gehe deinen eigenen Weg. Und wie besagt ein altes Sprichwort so schön, „wer einmal in Afrika war – trägt es für immer im Herzen!“. Also überlege es dir gut, doch eines kann ich dir versprechen, du wirst es nicht bereuen!

Autor des Gastbeitrags

Über Alina

Alina ist nicht nur eine leidenschaftliche Afrika-Reisende und die Gründerin von afrikaruft.com, sondern auch eine gute Freundin von uns. Seit sie ihren Traum verwirklicht hat und in Ostafrika lebt, teilt sie auf authentische Weise ihre Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Ihre Geschichten inspirieren, machen Mut und zeigen, wie viel Schönheit und Herzlichkeit abseits der gewohnten Pfade liegen.

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