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#37 Zurück in Indien

Von New York aus fliegen wir weiter in Richtung Osten. Nach 15 Stunden Flugzeit erreichen wir dann endlich Neu Delhi. Wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Reise gelandet - und das fast genau ein Jahr später. Dieses mal kommen wir vorbereitet mit E-Sim am Indira Gandhi Airport in Indien an. Wir können uns daher dieses mal gleich ein Uber in die Stadt bestellen. Die Autofahrt verläuft unspektakulär und auch sonst empfinden wir alles nicht mehr ganz so stressig wie beim letzten Mal.

Eingecheckt ins selbe Hostel - und sogar ins exakt gleiche Zimmer - fallen wir ein wenig später auch schon ins Bett. Der Jetlag (wir haben neuneinhalb Stunden Zeitverschiebung zu New York) wird uns wohl einige Zeit begleiten. Doch nach dieser langen Reise schlafen wir zuerst einmal durch.

Neu Delhi

An unserem ersten Tag in Neu Delhi beschließen wir zusätzlich zur E-Sim eine weitere Indische Sim-Karte mit Indischer Telefonnummer zu kaufen. Wir machen uns also auf zum Airtel Geschäft, wo wir hoffen ganz einfach eine Sim-Karte zu bekommen. Dort sagt man uns allerdings, dass wir zur Verifizierung eine Indische Telefonnummer benötigen. Nach kurzer Diskussion sehen wir ein: es geht wirklich nicht ohne. Wir rufen Narendra, einen Freund vom letzten Mal aus Jaipur, an. Dieser hilft uns zum Glück sofort und so können wir dann doch noch eine Sim-Karte kaufen.

Der Verifizierungsprozess allerdings ist kompliziert. Jenny muss mehrere Fotos von sich machen lassen, eine Mitarbeiterin muss ebenso einige Selfies von sich hochladen und Narendra, unser Indischer Freund, wird mehr als drei Mal von den Mitarbeitern der Telefongesellschaft angerufen, um ihnen einen Verifizierungscode durchzugeben. Dabei sind mindestens fünf Mitarbeiter mit unserem Problem beschäftigt. Währenddessen fällt dann auch noch der Strom aus. Das kümmert hier allerdings keinen. Ein Mitarbeiter blickt nur lächelnd zu uns auf und meint: “ElectRicity issues. Verry comon in India.” Eine knappe Stunde später haben wir dann allerdings unsere Sim-Karte und bezahlen 350 Indische Rupien (ca. 3,50 Euro).

Danach gehen wir noch auf den gegenüberliegenden Sarojini Market. Dieser ist in Delhi ein sehr berühmter Markt und wir wollen uns für die Zeit hier noch eine weitere lange Hose besorgen. Wir werden sofort - so wie alle anderen am Markt auch - von den Händlern aus allen Richtungen herangerufen. Zwischen den fixen Ständen, die alles Erdenkliche verkaufen, gibt es auch noch mobile Händler, die Gürtel, Schmuck und die neuesten Apple-Produkte (ganz original versteht sich) verkaufen. Wir mischen uns sogleich munter ins Treiben und Jenny findet nach einigem Suchen sogar zwei Hosen. Auch ich gönne mir eine neue Sonnenbrille. Während wir dann später so durch die Marktmassen spazieren und gerade in ein Gespräch vertieft sind, werden mir ganz beiläufig eine Uhr und T-Shirts angeboten, gleichzeitig werden Jenny Socken und eine Luftgitarre vor die Nase gehalten. Jenny muss daraufhin über die zusammenhangslosen Dinge lachen. Da lächelt sie ein weiterer Verkäufer an und fragt noch: “Two bags for you?”. Wir lehnen einmal die ganze Runde dankend ab, währenddessen auch schon der nächste Mann fragt: “Book for your son?”.

Sarojini Markt Neu Delhi

Ich glaube nach den letzten Zeilen kann man sich vorstellen wie erschöpft wir nach diesem Markttag wieder in unser Hostel zurückgefahren sind. Am Abend sind wir sehr froh darüber, dass wir die Gegend bereits kennen und auch schon wissen wo und was wir essen wollen/können. In unserem Stammlokal vom letzten Mal bestellen wir Dal und Roti. Als wir uns umsetzen, weil der Ventilator über unserem Tisch kaputt ist, dreht der Kellner ein gigantisches Klimagerät in unsere Richtung und schaltet es ein. Es bläst nun also von der Seite und von oben. Als wir schon fast von unseren Stühlen geblasen werden, schaltet er die Anlage dann doch etwas zurück. Es bleibt aber während dem Essen sehr windig…

Klimagerät beim Essen in Neu Delhi

Nach einem weiteren, sehr entspannten Tag mit viel Chai und einem kurzen Spaziergang in Delhi’s Central Park, dem Deer Park - für uns eher ein Dschungel mit einigen schmalen Wegen - geht es für uns weiter nach Jaipur. Auch dort sind wir schon einmal gewesen, daher haben wir kaum Sightseeing geplant.

Jaipur

Wir wollen aber Narendra besuchen. Der hat uns schließlich beim Sim-Karten-Kauf weitergeholfen. Gemeinsam mit ihm gehen wir in die Nachmittagsvorstellung des Raj Mandir Cinemas. Es ist das älteste und größte Kino in Jaipur. Und mit Sitzplätzen für etwa 1300 Personen ist es eines der größten Kinosäle Indiens. Im Raj Mandir wird über mehrere Monate hinweg vier Mal am Tag derselbe Film gezeigt.

Raj Mandir
Hier waren wir letztes Jahr auch schon.

Wir haben also eine überschaubare Auswahl und sehen uns deshalb Devara Teil 1 an - natürlich in Hindi. Narendra übernimmt für uns den Ticketkauf. Der Ticketschalter ist nur ein kleines vergittertes Fenster an der Seite des Kinos. Dahinter sitzt in völliger Dunkelheit ein Mann, der natürlich auch nur Hindi spricht und die Tickets verkauft. Obwohl es nicht so aussieht, ist das der offizielle Schalter des Raj Mandir.

Kinoschalter des Raj Mandir in Jaipur
Ticketschalter des Raj Mandir Kinos.

Wir gehen dann gleich ins Kino hinein - Männer und Frauen getrennt - und treffen uns drinnen wieder. Der Film geht gleich darauf auch schon los. Trotz blutiger Szenen wird beim Auftritt des Hauptdarstellers im Film - er springt dabei wie ein Delfin völlig surreal aus einer Welle heraus - im ganzen Kino gejubelt. Im Film wird immer wieder getanzt - klassisch Bollywood (Tollywood wie wir später lernen). Nach eineinhalb Stunden ist dann plötzlich Filmstopp. Narendra klärt uns allerdings gleich auf, dass das jetzt nur die Pause ist und der Film danach nochmal so lange dauert. Uns wird das dann doch zu lange - wir verstehen schließlich kein Wort - und wir verlassen das Kino frühzeitig.

Raj Mandir Kinosaal

Außerhalb des Kinos fragen wir Narendra ob er mit uns noch auf einen Chai in ein Lokal gehen will, woraufhin er uns zu Freunden von ihm einlädt. Da können wir natürlich nicht Nein sagen und fragen, wie wir dorthin kommen sollen. Da meint er wir können ohne Weiteres zu dritt auf seinem Motorrad fahren, er kennt die Seitengassen ohne Polizei. Als wir kurz darauf alle drei auf dem Motorrad sitzen, sage ich noch zu ihm, dass uns unsere Mütter was erzählen würden, wenn sie das wüssten. Daraufhin lacht er nur und gibt Gas.

Wir fühlen uns trotz der extrem “indischen” Verkehrssituation sehr sicher mit Narendra. Zu dritt fahren wir also einmal quer durch die Stadt. Vorbei an Kühen und quer über die Hauptstraße Jaipurs. In einer Gasse wird uns dann der Weg von einem entgegenkommenden Auto abgeschnitten. Narendra versucht sogleich (trotz Linksverkehr) rechts am Auto vorbeizufahren…links ist de Straße abgebrochen. Das Auto blockiert allerdings den ganzen Weg. So muss Narendra mit dem Autofahrer diskutieren bis dieser dann doch widerwillig 10cm zurücksetzt. In der nächsten Gasse streifen wir noch fast eine Kuh, dann sind wir auch schon da.

Narendra ruft am Eingang kurz irgendwas nach oben und wir treten ein. Eine winzige Tür führt uns in einen Innenhof. Dieser steht, wie wir erfahren, immer noch wegen den Monsunmonaten unter Wasser. Narendra bringt uns in den ersten Stock, wo wir Megha kennenlernen. Megha lädt uns gleich in ihr Wohnzimmer ein und bereitet uns einen super leckeren frischen Chai zu. Währenddessen erzählt uns Narendra was es bei ihm so Neues gibt. Sogar Meghas Mutter gesellt sich kurz zu uns und lässt sich von Narendra erklären wer wir sind. Sie spricht nur Hindi, aber wir unterhalten uns alle bestens.

Nach Chai und Keksen erzählt uns Megha, dass sie Henna-Tattoos malt und bietet uns an, Henna auszuprobieren. Auch dazu können wir natürlich nicht Nein sagen. Kurz darauf sind beide Hände von Jenny bemalt und auch ich bekomme ein kleines Mandala auf meine linke Handfläche gemalt. Wir lernen, dass Frauen bei Hochzeiten traditionellerweise immer beide Hände bemalt haben und sowohl den eigenen als auch den Namen des Mannes auf der linken Hand tragen. Männer hingegen dürfen - je nach Kaste - nur kleinere Tattoos oder gar kein Henna tragen. Und so kommt es, dass Jenny und ich die nächsten Tage mit Henna-Tattoos herumlaufen. Ich mit einem Mandala und sie mit verschiedenen Mustern und meinem Namen auf der Hand.

Am Abend bringt uns Narendra mit seinem Motorrad zur Metro Station, von wo aus wir mit einem Uber zurück in unser Hostel fahren. Narendra und Megha wollen später noch auf eine Party gehen - bei der Einladung dazu müssen wir dann aber wirklich ablehnen.

Henna wird gemalt Hennatattoo aus Indien

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Zug weiter nach Ajmer (Pushkar). Wir haben im Zug die ganz normalen Sleeper-Sitze gebucht. Die Sleeper Klasse ist die günstigste Zugklasse und war bei unserer Fahrt von Delhi nach Jaipur im letzten Jahr übervoll. Beim Einsteigen sind wir erleichtert, dass der Zug lange nicht so voll ist wie bei unserer letzten Fahrt in dieser Klasse. Als wir schon sitzen kommt eine riesengroße Familie noch zu uns ins Abteil. Es dauert eine Weile bis alle ihren Platz gefunden haben. Dann wird natürlich der übliche Smalltalk ausgetauscht. Wir werden höflich nach Your country? und Your name? gefragt. Der Familienvater bietet uns Kekse und Zuckerl an und wir sind sogleich mittendrin. Ein gemeinsames Selfie darf dabei natürlich nicht fehlen. Die zweistündige Zugfahrt vergeht wie im Flug.

Selfie im Zug in Indien

In Ajmer angekommen, nehmen wir uns ein TukTuk nach Pushkar. Die Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde und führt uns an einigen Kühen und sogar an einem Unfall vorbei. Zum Glück nur Blechschaden, aber für uns verwunderlicherweise der erste wirklich greifbare Unfall in Indien. Danach kommen wir an eine Art Grenzposten (eine gelbe Barriere wurde mitten auf die Straße geschoben, links und rechts düsen Einheimische vorbei). Wir halten an und sollen eine Tourist Tax bezahlen. Immerhin nur 20 Cent. Wir bekommen als Quittung ein Parkticket (geschrieben in Hindi, gelesen mit Google Lens). Eher dubios. Dann sind wir aber auch schon da.

Pushkar

Pushkar entpuppt sich als sehr unspektakuläres kleines Dorf direkt an einem kleinen See. Es gibt genau eine Hauptstraße mit vielen kleinen Geschäften und zwei riesige wichtige Tempel. Wir haben also am ersten Nachmittag bereits alles gesehen, was es zu sehen gibt. Zum Glück ist Pushkar auch bekannt für seine vielen kleinen Cafés und Restaurants und daher verbringen wir die nächsten zwei Tage gemütlich in unserem Lieblingscafé direkt am See. Uns passt das ganz gut, wir machen gerade mal wieder einen richtigen Kulturschock durch und brauchen nach den Großstädten eh eine Pause.

Blick auf den See in Pushkar

Wir unternehmen nicht viel. Einen Tag verbringen wir sogar ganz im Café mit Dachterrasse. Am zweiten Tag werden wir dann schon frühmorgens von Chipmunks geweckt, die bei uns ins Fenster schauen (die kleinen Viecher sind richtig laut). Deshalb gehen wir schon um 8 Uhr morgens zum Yoga. Den restlichen Tag verbringen wir dann wieder im Café am See.

Von Pushkar aus geht es dann nach zwei gemütlichen Tagen wieder mit dem TukTuk zurück nach Ajmer. Dort steigen wir wieder in den Zug und fahren weiter nach Udaipur.


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