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#4 Neu Delhi

Wir haben viel darüber gelesen, was man in Neu Delhi anschauen kann, und bei einem waren sich alle einig: Man sollte mit Old Delhi starten.

Old Delhi

Daher holen wir uns am Donnerstag über die Uber-App ein TukTuk, um uns die Preisverhandlungen auf der Straße zu ersparen – das funktioniert wirklich sehr gut. Eine Stunde dauert die Fahrt, anfangs ist noch sehr wenig los auf der Straße, aber je näher wir an Old Delhi kommen, desto dichter wird der Verkehr und schließlich stehen wir einige Zeit im Stau. Irgendwo am Straßenrand meint unser TukTuk-Fahrer dann, dass wir da seien. Wir steigen also aus und müssen erst einmal über einen riesigen Markt spazieren, um zu unserem ersten Stopp in Old Delhi, Jama Masjid – der größten Moschee Indiens – zu gelangen. Vor der Moschee ist extrem viel los, kranke Menschen und Frauen mit Kindern liegen auf den Stufen davor. Als wir den Eingang erreichen, sind am gesamten Platz noch drei weiße Menschen in Sicht, die gerade für den Eintritt auf den Vorplatz der Moschee bezahlen. Ohne groß darüber nachzudenken stellen wir uns hinter ihnen an und bezahlen ebenso 300 Rupien pro Person. Alle Inder spazieren an uns vorbei und betreten die Moschee einfach so – das kommt uns schon etwas komisch vor. Wie wir später erfahren, hätten wir nur 300 Rupien für eine „Photography License“ zahlen müssen – und auch da sind wir uns bis jetzt nicht sicher, ob das so stimmt. Auf jeden Fall ist die Moschee sehr schön und am Platz herrscht einigermaßen Ruhe, im Gegensatz zum gesamten Umfeld.

Jama Masjid Mosque
Jama Masjid Mosque.

Von der Moschee aus bahnen wir uns einen Weg durch die Straßen Old Delhi’s. Je weiter wir hineinkommen, desto chaotischer, aber auch desto faszinierender wird es. „Unglaublich“ und „brutal“ werden so schnell zu unseren Wörtern des Tages. Mitten in Old Delhi drängen sich Menschenmassen, man kann kaum einen Fuß vor den anderen setzen. In jeder Straße gibt es etwas anderes zu kaufen: eine Straße lang gibt es nur Kleidung, dann nur Hühner (die dort natürlich neben der Straße abgeschlagen werden), dann nur Bücher, Stifte und Hefte usw. Trotz der tausend Menschen auf jeder Straße rasen mit nicht unerheblicher Geschwindigkeit Rikschas und Mopeds zwischendurch. Bewegt man sich zu langsam wird man von allen Seiten angehupt.

Chaos in Old Delhi Stromleitungen in Old Delhi
Chaos in Old Delhi Bäcker in Old Delhi

Um 17.00 Uhr haben wir dann langsam genug gesehen, doch die Straße entlang vor uns sehen wir das Red Fort, das wir doch auch noch gerne sehen wollen. Bis wir dort zu Fuß ankommen vergehen ca. 20min, das Fort ist beeindruckend riesig und wir spazieren an der Außenmauer entlang. Red Fort.

Red Fort
Red Fort.

Dann beginnt es auch schon zu dämmern. Wir beschließen uns ein TukTuk per Uber zu bestellen, doch mit dem Gedanken, noch vor Anbruch der Dunkelheit Old Delhi zu verlassen sind wir nicht alleine. Hunderte TukTuks stehen am Straßenrand, es ist fast unmöglich unser bestelltes Uber zu finden. Ein Mann hilft uns, begleitet uns über die Straße und möchte dann natürlich dafür bezahlt werden – die 100 Rupien geben wir ihm im Austausch für unser Leben allerdings gerne, denn ohne ihn hätten wir es wahrscheinlich nicht auf die andere Straßenseite geschafft. Zebrastreifen gibt es zwar, aber natürlich bleibt dort niemand stehen. Die Devise lautet: groß machen, Hand hochhalten, losgehen und bloß nicht stehen bleiben. Bis wir im TukTuk sitzen ist es bereits stockdunkel und wir sind erleichtert, dass wir am Weg zurück zum Hostel sind.

Süd-Delhi

Weil Patis SIM Karte nicht funktioniert, waren wir bereits im Store des Anbieters, doch dort konnte uns leider niemand weiterhelfen. Deshalb machen wir uns am Freitag auf den Weg zum Apple Store noch weiter in den Süden von Neu Delhi nach Vasant Kunj. Wir lesen, dass dies eine noble Gegend sein soll, bemerken davon vor Ort jedoch nichts. Alles ist dreckig und kaputt, viele Kinder betteln auf der Straße, nur hin und wieder sieht man ein riesiges eingezäuntes Grundstück, von dem man vermuten könnte, dass der gute Ruf der Gegend daher rührt.

Kühe in Indien

Hier sehen wir auch zum ersten Mal Kühe, von denen wir eigentlich dachten, dass sie in der Stadt überall sein müssten, weil sie in Indien als heilig gelten. Wir lesen jedoch später auch, dass viele Orte unter einen richtigen Kuh-Plage leiden, es daher zahlreiche illegale Schlachthöfe gibt und dass Indien mittlerweile zu den größten Rindfleischexporteuren der Welt zählt. Den Apple-Store finden wir in dieser, doch etwas gruseligen, Gegend schnell und das Problem lässt sich beheben. Direkt danach fahren wir auch schon wieder mit dem TukTuk zurück zum Hostel, weil es uns beiden nicht sehr gut geht.

Im Laufe des Abends müssen wir leider feststellen, dass uns die erste Lebensmittelvergiftung schon erwischt hat. Glücklicherweise haben wir in Neu Delhi zumindest ein Privatzimmer, was das Ganze etwas erträglicher macht. Am nächsten Tag geht es uns immerhin ein wenig besser, aber wir sind sehr erschöpft. Unser Zug nach Jaipur würde heute Nachmittag fahren, doch am Vormittag wissen wir noch nicht, ob wir später in der Lage sein werden, eine 6-stündige Reise auf uns zu nehmen.


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