#17 Sri Lanka - Teil 4
von Jenny und Pati | 17 Dec 2023
Von Ella geht es am nächsten Morgen um 9:23 Uhr mit dem Zug nach Kandy. Ca. eine halbe Stunde verspätet fährt der Zug los. Im Zug sitzen wir zusammen mit drei Deutschen in einem Sitzbereich. Wir quatschen und sehen uns die wahnsinnig schöne Landschaft, die hauptsächlich aus endlosen Teeplantagen besteht, an. So vergeht die Zugfahrt wie im Flug. Mit eineinhalb Stunden Verspätung kommen wir um 18.00 Uhr am Abend in Kandy an. Wir verabreden uns noch mit Leonie und Martin, die wir im Zug kennengelernt haben, zum Abendessen.
Am nächsten Tag fahren wir nach einem super guten Frühstück in einer versteckten Gasse, der Secret Alley, nach Digana. Dort werden wir von einem Jeep zu unserem ersten Yoga-Retreat abgeholt.
Yoga-Retreat
Es geht zur Eco Lodge, einem Familienbetrieb mitten im Dschungel. Ihr Mission ist es, so autark wie möglich zu sein. So wird Regenwasser aufgefangen, das Warmwasser mit Solarenergie erhitzt und die Lebensmittel großteils selbst angebaut. Auf dem riesigen fünf Hektar großen Gelände werden alle BesucherInnen auf kleine Häuser im Dschungel aufgeteilt. Wir landen mit Laura, die auch am Retreat teilnimmt, gemeinsam in der Lodge 5. Jeder Bekommt ein Zimmer mit großem Bad und Terrasse.
Zudem bekommen wir gleich zu Anfang ein Blutegel-Briefing. Blutegel sind weder giftig noch übertragen sie Krankheiten. Wenn sie sich festbeißen, soll man sie nicht abreißen, da sonst oft ihr Gebiss steckenbleibt und sich das entzünden kann – dieses Wissen hätten wir schon bei den Diyaluma Falls gut gebrauchen können. Mit einem Duftstoff (egal welchem) sind sie leicht abzukriegen. Dann soll man sie auf der Handfläche rollen und wegschnipsen. Das ganze klingt einfach, ist aber ziemlich eklig und schon eine kleine Herausforderung. Dennoch sind wir froh, die Einweisung erhalten zu haben – die nächsten vier Tage werden wir das noch häufiger brauchen.
Das Yoga Retreat startet dann am Nachmittag mit einer kurzen Meditation und Kennenlernen. Danach geht es zum gemeinsamen Dinner. Auf dem Weg dorthin hat sich bei Jenny bereits der erste Blutegel festgebissen. Wir bekommen ihn mit etwas Moskitocreme aber gleich wieder ab. Es blutet trotzdem sehr stark. Nach dem Dinner geht es zurück zu unserer Lodge. Am Rückweg beißt sich bei Jenny noch ein Blutegel fest. Wir wiederholen das Prozedere und gehen dann gleich ins Bett.
Der zweite Tag unseres Retreats startet pünktlich um 7 Uhr mit Vinyasa-Yoga. Danach gibt es ein ausgiebiges Frühstück. Am Vormittag wandern wir dann mit Charles, einem Einheimischen, der bei der Eco Lodge arbeitet, durch den Dschungel. Dabei zeigt er uns viele Pflanzen und Gewürze – die meisten kennen wir eher als Wohnzimmerpflanzen. Wir sehen wie Muskatnuss, Kaffee, Kakao, Monstera, Nelken, Drumstick, Zimt, Curryblätter, Pfeffer (roter, grüner, und schwarzer Pfeffer stammen von der selben Pflanze), Mahagoni, Jackfruits und jede Menge ayurvedische Kräuter wachsen. In den alten Dörfern werden diese Kräuter oft als Medizin verwendet. Charles erklärt uns, was gegen Harnwegsinfekt, Ausschlag, Würmer, Moskitos und Tollwut verwendet wird. Bei Tollwut werden wir doch etwas stutzig und fragen nach, wie effektiv er die Behandlung gegen Tollwut einschätzt, woraufhin er nur ganz trocken meint: 25%.
Wir erfahren auch, was die Männer hier in Sri Lanka kauen. Eigentlich haben wir gedacht, dass es sich um simplen Kautabak handelt. Charles belehrt uns eines Besseren und erklärt, dass der Tabak in Beetleblätter eingewickelt und damit gekaut wird. Das führt zu einem kurzen 10-Minuten-Alkohol-Rush. Das erklärt zumindest ein bisschen, warum hier die Busfahrer wie verrückt rasen.
Nach einer sehr interessanten Dschungel-Wanderung erreichen wir einen kleinen Wasserfall, bei dem wir schwimmen gehen können. Am späteren Nachmittag folgt noch eine Session Yin Yoga und den restlichen Abend verbringen wir gemütlich auf unserer Veranda.
Der dritte Tag startet ebenfalls wieder mit Yoga um 7 Uhr. Nach dem Frühstück sehen wir uns den Gemüsegarten des Familienbetriebs an, in dem gerade zwei Frauen Reis pflanzen. Sie laden uns ein, das Ganze doch gleich selbst zu auszuprobieren. Also stehen wir mit den Frauen mitten im knöcheltiefen Matsch und geben unser Bestes beim Reis pflanzen.
Statt dem Mittagessen findet heute eine Sri Lankan Cooking Class statt, bei der uns eine Einheimische zeigt, wie verschiedene Curries – das Nationalgericht von Sri Lanka ist Reis und Curry – zubereitet werden. Wir kochen Dhal (Linsen) Curry, Bohnencurry und Kartoffelcurry. Weil Charles gestern beim Wandern Jenny versprochen hat, eine Jackfruit zu ernten, taucht dieser wenig später auch noch mit frischer Jackfruit von einem Baum auf dem Eco Lodge Areal auf. Es ist unglaublich aufwendig (und klebrig) diese Frucht zuzubereiten. Am Ende gibt es ein Curry-Buffett für alle.
Am Nachmittag treffen wir uns wieder zum Yoga und zur Meditation. Pati verschläft leider die gesamte Meditation und schnarcht leise im Hintergrund, was noch beim anschließenden Abendessen alle ziemlich belustigt.
Am letzten Tag schüttet es wie aus Eimern als wir auf dem Weg zum Yoga Shala sind – Blutegel vorprogrammiert, aber in letzten zwei Tagen wurden wir so oft gebissen, dass wir schon beinahe Experten im Entfernen der Biester sind. Nach dem morgendlichen Yoga plfanzt unsere Gruppe noch gemeinsam einen Baum und danach besichtigen wir die hauseigene Gewürzfabrik. Wir sehen Kaffee- Trocknung und -Röstung, Zimt-Verarbeitung, und wie Pfeffer gekocht und/oder getrocknet wird. Im Lager gibt es alle erdenklichen Gewürzsorten. Wir können nicht anders und kaufen uns einen Chai-Mix.
Nach dem Yoga Retreat geht es für uns wieder weiter. In Kandy verabschieden wir uns bei einem sehr spätem Brunch – um zwei Uhr nachmittags – von den anderen, die mit uns am Retreat teilgenommen haben. Eigentlich wollten wir in den Süden ans Meer, um unsere letzte Woche so richtig zu genießen, aber dort soll es momentan sehr regnerisch sein. Daher entscheiden wir uns dann doch dafür in den Norden nach Sigiriya zu fahren.
Sigiriya
Wir kommen am Abend nach ungefähr drei Stunden Busfahrt in einem kleinen Ort vor Sigiriya an. Direkt bei unserem Homestay können wir noch was zu Abend essen. Danach setzen wir uns auf unsere kleine Terrasse und verbringen einen gemütlichen Abend vor unserem Zimmer.
Am nächsten Morgen überlegen wir beim gigantischen Frühstück was wir hier die nächsten zwei Tage tun können. Der Besitzer des Homestays erleichtert uns die Entscheidung, als er erzählt, dass er Safari-Guide ist und einen Jeep besitzt mit dem er uns den nächsten Nationalpark zeigen kann. Wir überlegen nur kurz – wir möchten in Sri-Lanka schließlich zumindest ein Mal wilde Elefanten sehen – und starten nach einer kurzen Abkühlung im Pool mittags mit unserem Privatem Guide in den Nationalpark.
Im Nationalpark fahren wir die erste Stunde ohne was zu sehen von einem Ort zum anderen und wir witzeln bereits, dass wir auch schon mit einer einzigen Elefantensichtung zufrieden wären. Dann aber entdeckt Jenny plötzlich ein Elefantenmännchen, das etwas abseits vom Pfad in Seelenruhe frisst. Unser Guide bringt uns sofort und ohne Rücksicht auf Verluste – durch sehr dichten Bewuchs – näher an den Elefanten heran. Er stoppt ca. 10m entfernt vom Elefanten. Dann stellt er den Jeep ab und stellt sich in die Fahrertür. Er erzählt uns, dass nur Männchen alleine unterwegs sind. Weibchen findet man immer in Gruppen. Nach kurzer Beobachtung und ein paar Fotos geht es dann weiter. Immer wieder sehen wir ab sofort Elefanten und auch kleinere Gruppen mit jungen Tieren.
Glücklich über die Elefantensichtungen werden wir zurück zu unserer Unterkunft gebracht. Später essen wir noch das für uns beste singhalesische Essen. Wieder einmal Curry, aber dieses Mal sehr stark gewürzt – so wie wir es aus Indien gewohnt waren – einfach lecker!
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus weiter nach Sigiriya. Dort sind wir noch eine Nacht in einem Hostel um uns den Lions Rock aus der Nähe anzusehen. Am Abend nimmt uns der Hostelbesitzer mit zu einem Secret Hike. Wir spazieren mit den Gästen der umliegenden Hostel auf einen kleinen Hügel. Dort treffen sich jeden Abend die Hostelbesitzer – unser Gastgeber erzählt uns, dass sie alle alte Schulfreunde sind. Sie rauchen und genießen den Sonnenuntergang – jeden Abend. Als wir später im Dunkeln zurück kommen sehen wir vor unserem Zimmer eine gut eineinhalb Meter lange Schlange. Wir holen unseren Hostel-Besitzer zu Hilfe, der scheint sich allerdings noch mehr zu fürchten als wir und holt noch jemanden hinzu. Bis der allerdings dann da ist, ist die Schlange wieder verschwunden. Wahrscheinlich auch besser für sie.
Um 4:45 Uhr am nächsten Morgen machen wir uns gemeinsam mit vier weiteren Leuten, die wir im Hostel kennen gelernt haben, auf den Weg auf den Piturangala Rock. Noch im Dunkeln gehen wir auf den Felsen hinauf. Kurz vor dem Gipfel holen wir noch zwei Franzosen ein, die nicht mehr voran kommen. Gemeinsam erklimmen wir das steile Ende des Weges (wobei wir später erfahren, dass der eigentliche Weg viel einfacher gewesen wäre und wir ihn im Dunkeln einfach nicht gefunden haben). Trotzdem sind wir pünktlich zum Sonnenaufgang oben und genießen die wunderbare Aussicht auf die Umgebung und den Lions Rock.
Nach der Sonnenaufgangstour machen wir uns auf den Weg zurück an die Südküste. Uns stehen einige Stunden Busfahrt bevor um bis nach Unawatuna zu gelangen und die meisten raten uns ab, den Weg an einem Tag zurückzulegen. Davon lassen wir uns jedoch nicht beirren. Wir wollen schließlich so schnell wie möglich wieder ans Meer. Mit dem ersten Bus fahren wir also von Sigiriya nach Dambulla – ca. 45min Busfahrt. Dort steigen wir in den nächsten Bus nach Colombo. Dieser rast geradezu einmal quer durch das ganze Inland und ist nach dreieinhalb Stunden und einer kleinen Mittagspause bereits in Colombo. Von dort aus geht es mit dem Express-Bus nach Galle. Wir können etwas früher aussteigen und sind damit nach nur ungefähr sechs Stunden einmal quer durch das Land gefahren und in Unawatuna angekommen. Dort gehen wir natürlich sofort im Meer schwimmen.
Zurück in Unawatuna
In Unawatuna nehmen wir nochmal an einer Yogaclass teil. Dieses Mal leider mit einem sehr fragwürdigen Yogalehrer. Sein Motto moRRRerelax moRRRerelax moRRRerelax ist leider nicht so entspannend wie erhofft und so frühstücken wir um halb elf sehr hungrig und etwas enttäuscht von dieser Erfahrung. Das restliche schöne Wetter – am Nachmittag regnet es momentan immer – genießen wir am Strand. Beim ersten Regen gehen wir zurück ins Hostel, wo wir feststellen, dass der Strom ausgefallen ist. Anscheinend gilt das nicht nur für unsere Bleibe sondern für die ganze Insel. Einzig und allein der riesige Hotelkomplex vor uns wird mit einem wohl gigantischen Notstromaggregat versorgt.
Unser Abendessen versuchen wir also im Dunkeln mit Taschenlampen zu kochen. Dabei entdeckt Jenny auf dem schwarzen Küchenboden einen schwarzen ca. handflächengroßen Skorpion. Etwas gestresst von dem großen Skorpion suchen wir Hilfe beim benachbarten Küchenpersonal. Todesmutig nimmt einer von den beiden eine Kehrschaufel und wirft den Skorpion einfach über den nächsten Gartenzaun. Unseren restlichen Abend verbringen wir im Kerzenschein auf der Terrasse unseres Hostels. Nach sechs Stunden ist dann – pünktlich zum Einschlafen mit Klimaanlage – der Strom wieder da.
Bentota
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus weiter nach Bentota. Dort verbringen wir zwei weitere Tage am Strand. Die heftigen Unwetter am späten Nachmittag sorgen allerdings auch in den nächsten zwei Nächten für Stromausfälle. Wir kochen allerdings ohne Licht nicht mehr selber.
Colombo
Zum Abschluss unserer Sri Lanka Runde verbringen wir noch zwei Tage in der Hauptstadt. Wir kommen gegen Mittag in Colombo an und essen zum ersten Mal wieder richtig gut Indisch (von Reis und Curry haben wir mittlerweile genug). Später erkunden wir die Innenstadt. In Pettah kaufen alle Locals ein. Der gesamte Stadtteil ist sozusagen ein riesiger Markt. Am nächsten Tag fahren wir noch zur Port City. Diese ist allerdings erst im Entstehen, daher spazieren wir die halbfertige Promenade entlang und wundern uns über das gigantische Bauprojekt inmitten der immernoch spürbaren Wirtschaftskrise. Unsere letzten Abende verbringen wir im Hostel. Langsam aber sicher sind wir bereit endlich weiter zu reisen. In etwas mehr als einem Tag geht unser Flug nach Malaysien wo wir unser Abenteuer fortsetzen wollen.