#11 Goa
von Pati | 14 Nov 2023
Von Mumbai aus fahren wir auf der berühmtesten und schönsten Zugstrecke Indiens nach Goa. Immer grüner und bewachsener wird die Landschaft rund um uns herum. Wir erfahren, dass der Zug und die Klasse, die wir gebucht haben Europäischem Standard entspricht – sogar Tee, Frühstück und Mittagessen ist mit inbegriffen. Der Zug ist tatsächlich sehr sauber und hat riesige Panorama-Fenster. Leider war das Essen für Indische Verhältnisse nicht gerade herausragend; trotzdem vergeht die Zeit wie im Flug.
In Nord-Goa angekommen machen wir uns mit einem TukTuk auf den Weg ins Hostel. Das Hostel ist leider dieses Mal nicht so toll wie angenommen. Unser Zimmer hat nicht einmal ein Fenster. Wir beschließen trotzdem das beste daraus zu machen und machen uns ans Waschen unserer längst überfälligen Wäsche. Da uns der Preis für den Wäscheservice im Hostel zu teuer ist, waschen wir von Hand. Zum Trocknen verteilen wir unsere gesamte Kleidung kreuz und quer im Hostel, weil es natürlich auch keinen Wäscheständer gibt.
Mit unseren letzten noch trockenen Sachen bekleidet machen wir uns auf den Weg zum Strand in Richtung Norden. Dort sollen zwei der schönsten Badestrände „Calangute Beach“ und „Baga Beach“ sein. Bereits am ersten Strandabschnitt stellen wir fest, dass wohl die Definition „schönste Strände Goas“ auf verschiedene Weise ausgelegt werden kann. Der ganze Strand ist mit weißem Sand bedeckt und auch das Meer ist hier wunderschön. Leider liegt ähnlich viel Müll am Strand wie auch sonst in den Straßen Indiens. Zusätzlich sind wir wieder einmal von der Kultur hier überfordert. Keiner hier trägt Badesachen. Die Männer gehen mit Unterhosen oder vollkommen angezogen ins Wasser und die wenigen Frauen, die wir sehen, gehen alle vollbekleidet schwimmen (wobei man eher baden sagen müsste, da hier niemand schwimmen kann und sich alle hauptsächlich im Sand am Ufer wälzen und dazu komische Schwimmbewegungen machen).
Daneben beziehungsweise mitten in den badenden Menschenmassen werden Wassersportarten wie Jetski, Bananaboat oder Parasailing angeboten. Wir kämpfen uns durch die triefend nassen Menschen, machen noch ein Selfie mit einem Indischem Touristen und gehen weiter in Richtung Baga Zentrum.
In Baga reiht sich eine Diskothek an die nächste. Dazwischen sehen wir nur noch „Spa’s“ und Tattoostudios. Nicht gerade unsere Gegend. Auf dem Weg zurück spazieren wir an einem McDonalds vorbei. Da dieser das absolut schönste in der Gegend ist und wir wieder mal hungrig sind, ergreifen wir die Chance und essen dort etwas. Wir bestellen zwei verschiedene Veg. Burger aus einer für uns unvorstellbar großen Auswahl an Veggie-Varianten und setzen uns erschöpft – und froh über die Klimaanlage – auf einen freien Platz. Nach drei kurzen Stromausfällen, die augenscheinlich niemanden verwundern, bekommen wir auch schon unsere Burger. Sie schmecken wirklich ausgezeichnet.
Am nächsten Tag machen wir uns nach einem kleinen Frühstück auf, um die Erkundungstour Richtung Süden fortzusetzen. Als wir den Strand entlang schlendern sind wir uns einig, dass das eher unserer Vorstellung von Goa entspricht. Alles ist viel schöner und ruhiger als am Vortag an den „berühmteren“ Stränden. Im nächsten Ort finden wir auch noch eine Strandbar die uns sehr gut gefällt und essen dort einen Obstsalat. Auf dem Rückweg erkennen wir, dass auch die Hauptstraßen in diesem Ort sehr viel entspannter sind. Erleichtert testen wir uns am Nachmittag noch durch drei Restaurants und machen uns dann gemütlich auf den Weg zurück ins Hostel.
Am dritten Tag gegen Abend fängt es dann plötzlich an zu regnen. Zuerst denken wir uns gar nichts dabei, aber als der Regen immer heftiger wird und sich mit Blitzen und heftigen Donnern verbindet gehen wir doch nochmal aus unserem Zimmer und sehen uns das Spektakel aus nächster Nähe an. Wir treffen den Besitzer des Hostels beim Filmen an und er erklärt uns, dass das eigentlich um diese Jahreszeit nicht die Regel ist. Das Unwetter lässt über die ganze Nacht nicht nach, sodass wir kaum schlafen können.
Am nächsten Tag erzählt uns der Hostel-Besitzer, dass sich im Arabischen Meer ein Zyklon gebildet hat und das noch die Ausläufer davon waren. Trotzdem müssen solche Regenfälle immer mal wieder vorkommen, da nichts überschwemmt oder undicht wurde. Einzig und allein am Strand stellen wir fest, dass tiefe Rinnen landauswärts in den Sand gewaschen sind. Und auch der Strom hat sich gegen Mittag des nächsten Tages dann wieder für einige Zeit verabschiedet.
Als sich mittags dann die Wolken lichten, machen wir uns wieder auf den Weg zum Strand. Als wir dann etwas aufdringlich angebettelt werden, beschließen wir doch in eine der Strandbars zu gehen. Dort angekommen trinken wir mal wieder Chai, während wir eine kleine neue Freundschaft schließen. Ein kleiner Welpe der sich in der Strandbar herumtreibt beschließt, dass wir heute seine Spielgefährten sind – was für uns natürlich kein Problem ist. Die Bar wird in der folgenden Woche zu unserer Stammbar. Später legen wir uns auf die Sonnenliegen vor der Bar, trinken ein, zwei Cocktails und warten auf den Sonnenuntergang. Dieser ist zum ersten Mal in Indien richtig schön und gut zu sehen, da die Luftqualität wegen den Regenfällen außergewöhnlich gut ist.
Am Abend hören wir noch ein leises Rascheln hinter unserem Bett. Da wir bereits einmal ganz kurz eine Ratte aus unserem Zimmer flitzen sehen konnten, stehen wir doch nochmal auf und sehen uns im Zimmer um. Hinter dem Nachttisch liegt eine Taucherbrille. Jenny meint noch, die sieht genau so aus wie ihre und sieht in ihrem Rucksack nach wo die Brille ist. Als sie im Rucksack nicht auffindbar ist, schieben wir doch das Bett von der Mauer weg und entdecken eine kleine Ratte. Diese hat wohl Gefallen an Jennys Taucherbrille gefunden, diese aus ihrem Rucksack stibitzt und dann auch noch zerbissen. Nachdem wir die Ratte dann aus unserem Zimmer jagen können, stopfen wir noch alle Ritzen unserer „Zimmertür“ (mit Loch) zu. Aufgewühlt nach diesem kleinen nächtlichen Abenteuer legen wir uns dann wieder ins Bett und versuchen einzuschlafen.
Am nächsten Tag machen wir uns gegen Mittag auf den Weg zu einem Café das wir online gefunden haben. Dort finden wir allerdings nicht das Gesuchte sondern ein ganz neu eröffnetes kleines Café. Dort trinken wir Chai, essen Burger und quatschen mit dem neuen Besitzer. Später lernen wir in unserer gewohnten Strandbar dann noch Madita und Daniel kennen und verbringen gemeinsam den Abend.
Insgesamt erwarteten uns in Goa einige kleinere Herausforderungen:
- Im Hostel haben wir kein Fenster im Zimmer.
- Die Zimmertür ist eigentlich mehr ein Raustrennen als eine Tür und grenzt dummerweise an den Aufenthaltsraum vom Hostel.
- In ganz Goa fällt eigentlich ständig der Strom aus.
- Die Taxis sind im Vergleich zu allen bisher gefahrenen Strecken wahnsinnig teuer.
- Sogar beim Wasser kaufen versucht man uns über den Tisch zu ziehen.
- Am letzten Tag beendet noch unsere Sim-Karte plötzlich ihren Dienst und wir müssen uns eine neue kaufen.
Natürlich lassen wir uns von den Kleinigkeiten nicht unterkriegen und genießen die Zeit. Als die Woche dann aber vorbei ist, haben wir auch wieder genug von Nord-Goa gesehen und freuen uns auf unser nächstes Reiseziel.