#22 Kambodscha
von Jenny | 26 Feb 2024
Von Bangkok aus fahren wir mit einem – wieder sehr noblen – Bus nach Kambodscha. Um 7:00 Uhr morgens fährt der Bus direkt hinter unserem Hostel los. Die angenehme Fahrt dauert circa 3 Stunden, dann sind wir auch schon an der Grenze. Dort müssen wir aus dem Bus aussteigen und zu Fuß über die Grenze gehen, um auf der Kambodscha-Seite wieder abgeholt zu werden. Eine Stunde ist dafür eingeplant, dann soll der Bus wieder weiterfahren. Die meisten Busunternehmen, mit denen wir bisher gefahren sind, geben genaue Grenzwartezeiten an. Schafft man es in dieser Zeit nicht über die Grenze, muss man auf den nächsten Bus warten und mit diesem weiterfahren.
Den Ausreisestempel aus Thailand bekommen wir schnell und problemlos. Für die Einreise nach Kambodscha haben wir bereits ein eVisum, allerdings reicht es am Handy nicht aus, sondern muss ausgedruckt präsentiert werden. Im Gegensatz zu allen anderen im Bus haben, wir es natürlich nicht ausgedruckt dabei. Wir fragen also einen Beamten an der Grenze, wo wir denn unser Visum drucken lassen können. Er meint, wir müssen wieder über die Treppe runter, die wir gerade herauf gekommen sind, aus dem Gebäude hinaus, über die Straße und in dem Gebäude dort können wir dann das Visum drucken. Zehn US-Dollar soll uns dieser Spaß kosten.
Also gehen wir die Treppe wieder runter. Unten stehen jede Menge Grenzbeamte, die wissen wollen wo wir hin möchten. Wir sagen ihnen, dass wir das Visum drucken möchten und sie alle erklären uns mit Händen und Füßen, dass wir die Treppe wieder hochgehen sollen (da wo wir schon waren) und das Visum dort im Büro drucken lassen können. Wir gehen also wieder nach oben. Der Beamte von vorhin und noch ein zweiter erklären uns, dass wir hier ganz bestimmt nicht drucken können, sondern über die Treppe hinunter gehen müssen und auf der anderen Straßenseite das Gebäude mit dem Drucker suchen sollen.
Zweiter Anlauf: Wir machen uns erneut auf den Weg über die Treppe hinunter und treffen dort wieder die Grenzbeamten von vorher. Wieder halten sie uns auf und erklären uns, dass wir oben im Büro drucken können. Wieder erwidern wir, dass wir jetzt zweimal gefragt haben und uns oben niemand das Visum ausdruckt. Die Schlange an der Immigration wird immer länger und wir ein bisschen nervöser, da wir auf keinen Fall zu viel Zeit an der Grenze brauchen und unseren Bus auf der anderen Seite verpassen wollen.
Dieses Mal kommt einer der Beamten auf uns zu und fordert uns auf, ihm das Visum zu zeigen. Er sieht, dass wir auch – wie er selbst – ein iPhone haben und sagt nur drop. Also senden wir ihm unsere Visa via AirDrop. Beim Speichern hat der Mann keine Ahnung, wo er die Dokumente auf seinem Handy speichern kann. Letztlich machen wir das dann für ihn. Er erklärt uns noch, dass das Drucken für uns beide vier Euro kosten wird – immer noch viel, aber wir sind froh zumindest nicht zehn Dollar zahlen zu müssen. Dann begleitet er uns wieder die Treppe hinauf und weist uns an, schon einmal in der Immigration-Schlange anzustehen. Im nächsten Augenblick verschwindet er hinter einer Tür – vermutlich sein Büro.
Wir stehen eine gefühlte Ewigkeit an und der Beamte kommt nicht wieder. Wir fragen uns, ob er Probleme mit seinem Handy hat und die Dokumente nicht mehr findet oder ob wir hier gerade abgezogen worden sind. Kurz bevor wir das Ende der Schlange erreichen und gleich dran sind, öffnet sich die Tür des Büros und der Beamte kommt mit den Ausdrucken der Visa auf uns zu. Zwischen den Seiten der beiden Prints versteck, finden wir auch unser Wechselgeld; es stimmt genau. Erleichtert, dass doch noch alles geklappt hat, gehen wir zu den Immigration-Officers.
Pati ist schnell durch, doch bei Jenny dauert es länger. Zuerst lässt sich das ausgedruckte eVisum, das nun – oh, welch Überraschung – doch in elektronischer Form verwendet wird, nicht einscannen. Dann stürzt der Fingerabdruckscanner ab und es gibt einen Stromausfall, den der Officer mit einem genervten Blick auf den sich immer langsamer drehenden Ventilator über uns quittiert. Zum Glück dauert er nur kurz und danach klappt auch alles einwandfrei. Mit den Stempeln im Pass machen wir uns auf die Suche nach unserem Bus und sind heilfroh, als wir schon beim Ausgang der Immigrationshalle unseren Busfahrer auf uns zu laufen sehen. Wir steigen schnell ein. Ein paar Stunden später kommen wir endlich an unserem Ziel, Siem Reap, an.
Siem Reap ist eine Provinz in Kambodscha und die Stadt an sich ist sehr klein und fußläufig. Das passt uns gut, denn so müssen wir uns nicht mit TukTuk-Preisen herumschlagen. Zum ersten Mal seit Sri Lanka gibt es hier wieder richtige TukTuks und auch einige Rikschas. Letztere werden hier allerdings nicht mit Pferden, Menschen oder E-Motoren gefahren, sondern ganz einfach hinten an ein Moped drangehängt.
Es gibt einen riesigen Food- und Nightmarket hier in Siem Reap und die Pub Street, die abends gut besucht ist. Wir haben alles was wir brauchen und fühlen uns hier für ein paar Tage sehr wohl.
Kambodscha ist ein ganz offensichtlich armes Land. Wir werden von Kindern angebettelt (nicht nur um Geld, sondern auch um Essen) und Frauen bringen aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten ihre Kinder – egal welchen Alters – zur Arbeit mit. Sehr häufig arbeiten bei Foodtrucks Kinder und auch Massagen werden von Kindern angepriesen. Männer essen auf Stühlen an Tischen, während Frauen und Kinder auf dem Boden sitzen. Männer schlafen auf der Straße oder in einer kleinen Hängematte, die sie quer durch ihr TukTuk spannen. Viele Einheimische wohnen genau dort wo sie arbeiten, also zum Beispiel in einer Reifenwerkstatt oder eben im TukTuk.
Streetfood ist unglaublich günstig – selten kostet etwas mehr als 1 bis 2 US Dollar. In Kambodscha werden Preise in Riel und in US Dollar angegeben. Das liegt gar nicht daran, dass der Riel instabil wäre, sondern am fehlenden Vertrauen der Bevölkerung in diese Währung. Münzen gibt es in Kambodscha keine. Wenn man also einkaufen geht, bekommt man als Wechselgeld Riel und US Dollar – sehr verwirrend am Anfang, da 1 USD ca. 4000 Riel entspricht. Zahlt man also 5.60 mit einem 10er, bekommt man wahrscheinlich 4 USD und 1600 Riel oder aber 17600 Riel zurück.
Angkor Wat gehört natürlich auch dazu, wenn man schon einmal in Siem Reap ist. Wir verbringen daher einen Tag damit, uns die Tempelanlage genauer anzusehen. Von vielen Seiten haben wir gehört, dass Angkor Wat unglaublich beeindruckend und schön sein soll. Den meisten mit denen wir gesprochen haben, hat es sogar besser als das Taj Mahal gefallen. Unsere Erwartungen sind also hoch. Als wir dort zu Sonnenaufgang ankommen, ist es wirklich sehr schön. Der Haupttempel Angkor Wat ist allerdings nur einer von ca. 1000 Tempeln, die man dort ansehen kann. Bei unserer Tour sehen wir noch drei weitere Tempel. Alle sind schön, aber so wirklich beeindruckend finden wir sie, bis auf Angkor Wat selbst, nicht. Vielleicht sind wir nach 4 Monaten Asien aber einfach Tempel-gesättigt. Nach dieser Tour haben wir nun für eine Weile wieder ausreichend Tempel gesehen 🙂
Wir genießen ein paar Tage in Siem Reap, bummeln in der kleinen Stadt und essen viel. Tagsüber ist es extrem heiß – meistens so um die 40 Grad – weshalb wir hauptsächlich Zeit im Pool unseres Hostels verbringen und Billard spielen.
Weil wir unseren nächsten Flug von Bangkok aus gebucht haben, nehmen wir dieses Mal den zwar unbequemen, aber deutlich günstigeren Minivan zurück über die Grenze nach Thailand. Im Hostel, wo wir den Bus buchen, wird uns gesagt, dass wir mit einem Minivan hier abgeholt werden, dann bei der Busstation in einen anderen Van umsteigen und an der Grenze erneut den Bus wechseln müssen. Am Morgen kommt, beinahe pünktlich, der Van und holt uns ab.
Da Siem Reap ein ziemlich kleiner Ort ist, wundern wir uns nach 10 Minuten, wo wohl diese Busstation sein soll, bei der wir umsteigen werden. Als wir nach einer halben Stunde immer noch nicht an der Busstation angekommen sind, beginnen wir uns doch zu wundern. Auf Google Maps sehen wir, dass wir schon längst die Provinz Siem Reap verlassen haben – zum Glück allerdings in Richtung Grenze. Es scheint wohl eine spontane Planänderung gegeben zu haben und wir nehmen doch diesen Bus zur Grenze – hoffen wir. Der Busfahrer spricht kein Englisch, daher warten wir gespannt, wo uns diese Fahrt hin bringt.
Drei Stunden später sind wir aber an der Grenze angekommen. Dort müssen wir unseren Minivan verlassen und unser ganzes Gepäck mitnehmen. Unser Busticket müssen wir auch an dieser Stelle abgeben und bekommen stattdessen einen roten viereckigen Sticker den wir aufs T-Shirt kleben müssen. Auf der anderen Seite, so wird gesagt, werden wir dann den Bus schon finden.
Also los! Dieses Mal mit ausgedruckten Versionen unserer Visa bewaffnet, sind wir schnell über die Grenze. Der Grenzbeamte hat dieses Mal zwar keine Ahnung wo Österreich liegt, schaut es sich dann aber auf einer ausgedruckten Landkarte an und fragt uns, ob wir für Thailand ein Visum benötigen. Zum Glück glaubt er uns einfach, dass wir keins brauchen und dann sind wir auch schon durch. Auf der anderen Seite werden wir Dank unseres Stickers vom thailändischen Busfahrer schnell gefunden. Wir haben keine Ahnung wie, aber es funktioniert. Der thailändische Busfahrer fährt nicht annähernd so schnell wie der Fahrer aus Kambodscha und so brauchen wir ziemlich lang, bis wir wieder in Bangkok ankommen.
Hier verbringen wir jetzt nochmal zwei Tage, bevor es zum Flughafen geht und wir das Festland für einige Zeit verlassen.