#14 Sri Lanka - Teil 1
von Jenny und Pati | 23 Nov 2023
Nach einem aufregenden Monat in Indien fliegen wir von Chennai nach Colombo, dem Internationalen Flughafen von Sri Lanka. Beim Einsteigen in den Flieger fällt uns auf, dass die Mitreisenden vor und im Flugzeug – im Gegensatz zu den Inlandsflügen in Indien wo alles immer extrem schnell ging – allesamt langsamer, unbeholfener, vielleicht sogar nervös sind. Die Airline wirkt dem mit einigen Kontrollen entgegen. Wir müssen daher durch ganze neun Ticket- und Pass-Kontrollen bevor wir dann in das – mit absoluter Sicherheit – richtige Flugzeug steigen.
Bereits nach einer knappen Stunde Flugzeit setzt der Pilot zum Landeanflug an. Jenny kann gerade einmal ein Kapitel von ihrem Buch lesen. In Colombo angekommen müssen wir noch durch die Immigrationskontrolle. Wir denken an unsere vielen Kontrollen vor dem Loslegen und machen uns auf eine sehr lange Wartezeit gefasst. Knapp fünf Minuten später, nach einer einfachen Passkontrolle und zwei neuen Stempeln im Pass, verlassen wir allerdings schon den Flughafen. Wir sind begeistert, dass alle im Vorhinein ausgefüllten Dokumente auch tatsächlich abrufbereit waren.
Erste Eindrücke
Wie wir es in Indien gelernt haben, gehen wir beim Verlassen des Flughafens zielsicher in eine Richtung, in der wir einen PickUp-Spot vermuten. Allerdings ist diese Zielsicherheit hier garnicht unbedingt nötig. Uns werden zwar sehr viele Taxi-Fahrgelegenheiten angeboten, aber keiner ist wirklich aufdringlich. Auch eine SIM-Karte können wir uns ohne Probleme organisieren und sie funktioniert, anders als in Indien, sofort. Wir bestellen uns ein TukTuk, erfahren aber, dass dieses nicht ins Flughafengelände fahren darf. Als wir unseren Fahrer nicht finden können, holt er uns nach zwei Anrufen dann doch in dieser Zone ab. Unsere erste TukTuk-Fahrt in Sri Lanka verläuft ebenso entspannt wie die bisherige Ankunft. Auf der Insel ist die Infrastruktur bestens in Schuss. Es gibt kaum Schlaglöcher und auch der Verkehr verläuft aus unserer Sicht regelkonform und entspannt.
Unser erster Eindruck von Sri Lanka ist ganz anders als uns viele Zuhause und auch in Indien erzählt haben. Wir erkennen kaum Parallelen zu unserem vorherigen Reiseziel, obwohl sehr oft betont wurde, dass Südindien und Sri Lanka quasi gleich sind. Alles ist super entspannt. Auf der Straße sind nur Fahrzeuge, keine Tiere. Generell gibt es vergleichsweise nur wenige Straßenhunde und -katzen. Es ist ziemlich sauber, Müll liegt kaum herum. Außer den Bussen hupt fast nie jemand. Es ist allgemein ruhig. Man merkt sofort, dass hier deutlich weniger Menschen als in Indien leben.
Ab an die Küste
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof, um mit dem Zug von der Hauptstadt nach Hikkaduwa zu fahren. Hikkaduwa liegt an der Westküste Sri Lankas direkt am Meer. Am Bahnhof kaufen wir ganz unkompliziert unsere Zugtickets und werden gleich auf die richtige Plattform verwiesen. Auf der Plattform sehen wir so viele weiße Menschen, wie wir während unseres gesamten Indien-Aufenthalts nicht gesehen haben. Es scheint, dass Sri Lanka ein viel größeres Tourismus-Ziel ist als uns zunächst klar war.
Im Zug sind alle Plätze bereits besetzt, daher setzen wir uns in eine freie, offene Zugtüre und genießen den Fahrtwind und die Aussicht. Wir sind wieder überrascht, wie wenig generell im Zug los ist – obwohl wir auf dem Boden sitzen, haben wir eine ganze Zugtür nur für uns.
Während der Fahrt treffen wir einen Singhalesen der in Passau Deutsch lernt. Dieser beschließt sofort mit uns zu üben und redet uns eine Tour ein – zur, für ihn, schönsten Lagune in Sri Lanka. Wir steigen daher eine Station früher aus als geplant. Unser neuer Freund organisiert uns noch ein Tuktuk – er verhandelt beinhart – und wir fahren dann ohne ihn von Ambalangoda zum Maduganga Lake. Unser Gepäck bleibt im TukTuk.
Bei der Lagune machen wir eine viel zu teure Bootstour für unser Budget. Bei der Bootstour wird uns die Cinnamon Island gezeigt. Dort wird bis heute Zimt geerntet und getrocknet. Uns wird ein Zimttee serviert und das Prozedere zur Zimtgewinnung erklärt. Danach könnten wir noch ein kleines Krokodil streicheln, dass von einem Fischer an einer Leine den Touristen für ein Foto gereicht wird. Wir lehnen dankend ab und unser Chauffeur bringt uns zurück zum Ausgangspunkt. Dort wartet – glücklicherweise – immer noch unser TukTuk-Fahrer mit unserem Gepäck. Er fährt uns zurück zum Bahnhof. Dort angekommen verlässt gerade unser Zug die Plattform. Von unserem Fahrer erfahren wir, dass der nächste erst in ca. zwei Stunden fährt. Daher lassen wir uns von ihm zu unserem Hostel nach Hikkaduwa bringen. Die paar Kilometer zu unserem Hostel werden zu einer seeehr langen Fahrt, da unser Fahrer offensichtlich gar keinen Stress (und wahrscheinlich auch nicht das schnellste TukTuk) hat. Das war mit Sicherheit unsere langsamste TukTuk Fahrt bisher und sie stimmt uns schon ein wenig auf das Inselleben ein.
Hikkaduwa
Die Zufahrt zum Lake Hostel erinnert eher an einen Wanderweg als an eine Straße, allerdings kann das unser TukTuk nicht stoppen. Beim Hostel angekommen, bekommen wir vom Besitzer ein riesiges Zimmer zugeteilt. Zusätzlich erzählt er uns, dass wir gratis Fahrräder ausleihen dürfen und vom Steg aus die zwei Boote jederzeit nutzen dürfen. Auch das restliche Anwesen ist wahnsinnig schön und sauber. Wir sind froh endlich angekommen zu sein, wollen aber trotzdem noch kurz Hikkaduwa erkunden. Wir fragen den Hotelbesitzer nach den Fahrrädern, aber leider gibt es nur noch ein funktionstüchtiges Rad. Kurzerhand beschließt er, dass wir eigentlich auch sein Moped nehmen können. Er fragt kurz, ob wir fahren können, gibt Pati den Schlüssel und verabschiedet uns. So kommen wir früher als geplant zu unserem ersten eigenen Fahrerlebnis.
Wir schwingen uns aufs Moped, schlängeln uns den schmalen Kiesweg zurück zur Hauptstraße und sind kurze Zeit später im Zentrum von Hikkaduwa. Dort angekommen spazieren wir zum Turtle-Beach. Dort beobachten wir, wie eine ganze Horde Touristen drei Meeresschildkröten mit Seegras zu füttern versucht. Allgemein ist hier sehr viel los. Die Schildkröten sind riesig, was wirklich sehr beeindruckend ist, allerdings gefällt uns der Umgang einiger Menschen mit den Tieren überhaupt nicht und so verbringen wir nicht viel Zeit am Turtle-Beach. Wir gehen noch etwas essen und machen uns dann auf den Rückweg zum Hostel. Den ersten Abend verbringen wir quatschend und UNO-spielend mit Afra, Baptiste und Rémi.
Am nächsten Tag leihen wir uns am Nachmittag das vom Hostel bereitgestellte Kanu aus. Mit zwei Paddel bewaffnet starten wir eine Erkundungstour über den See. Sofort erkennen wir, dass wir beim Selber-Rudern viel mehr Spaß haben als bei einer geführten Bootstour. Wir genießen es sogar so sehr, dass wir beschließen, uns das Boot zum Sonnenuntergang noch einmal auszuleihen.
Busfahren in Sri Lanka
Am darauffolgenden Tag fahren wir mit dem Bus von Hikkaduwa weiter in den Süden nach Unawatuna. Wir steigen an der Bushaltestelle vom TukTuk aus, das uns vom Hostel abgeholt und hergebracht hat. Ein Bus steht bereits an der Haltestelle und es wird Obst aus dem Kofferraum ausgeladen. Der TukTuk-Fahrer sagt uns, dass wir schnell sein und diesen Bus nehmen müssen. Wir steigen also direkt in den Bus um, unsere Rucksäcke werden von Fahrkartenverkäufer, der in Sri Lanka immer im Bus mitfährt, in den Kofferraum geschmissen (wortwörtlich), wir steigen ein und fahren sofort los. Und mit sofort, meinen wir SOFORT. Wir können gerade so einsteigen, der Fahrkartenverkäufer steigt erst ein als der Bus schon losgefahren ist. Was sollen wir sagen, Bus fahren in Sri Lanka ist eine andere Nummer.
Eigentlich hatten wir gedacht, dass Indien uns verkehrstechnisch gut vorbereitet hat. Allerdings leben dort so viele Menschen und Tiere, dass eine Geschwindigkeit wie die dieser Busse hier niemals erreicht werden könnte ohne gröbere Unfälle zu verursachen. Der Bus rast, Musik dröhnt aus den Lautsprechern über den Sitzreihen, der ganze Bus ist sowohl von außen als auch von innen bunt. Der Bus gibt Vollgas und überholt andere Busse (von denen wir später ebenfalls wieder überholt werden).
Es gibt eine Spur in jede Fahrtrichtung, die Bushaltestellen sind auf der Straße, und weil auch gar kein Platz zum Halten wäre, halten die Busse nicht an den Stationen, um Personen aus- und einsteigen zu lassen. Sie fahren nur für zirka 2-3 Sekunden langsamer. Die Leute springen dann aus dem Bus bzw. laufen neben dem Bus her, um hineinzuspringen, sobald der Bus an der Haltestelle kurz langsamer fährt. Stehen bleibt der Bus nur in seltenen Fällen, zum Beispiel wenn Eltern mit Kind einsteigen wollen. Gehupt wird um auf sich aufmerksam zu machen und noch schneller an einem Fußgänger, Moped, Auto, Bus oder Radfahrer vorbeizufahren und manchmal auch vor Kurven, wenn wir gerade bei einem Überholmanöver und noch auf der Gegenfahrbahn unterwegs sind.
Fahrpläne gibt es keine, was jedoch nichts ausmacht, weil an der Küste fast jede Minute ein Bus vorbeikommt. Die Fahrt ist sehr günstig (knapp 60 Cent pro Person) und der Bus sehr voll – allerdings sind wir hier von Indien deutlich mehr Menschen gewohnt. Ungefähr 30 Minuten dauert die rasante Fahrt nach Unawatuna. Dort steigt der Ticketverkäufer mit uns aus und sperrt den Kofferraum auf. Wir fragen uns ernsthaft, warum bei dieser Geschwindigkeit überhaupt erst zugesperrt wird. Pati nimmt seinen Rucksack heraus und während Jenny dasselbe tut, fährt der Bus schon wieder los. Das Spiel, das wir schon aus Hikkaduwa kennen, wiederholt sich: Der Ticketverkäufer rennt zur Tür des bereits fahrenden Busses und springt noch schnell hinein.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem Lachanfall nach dieser verrückten Busfahrt machen wir uns auf den Weg zu unserem AirBnB für die nächsten drei Nächte. Wir sind jetzt an der Südküste Sri Lankas angekommen.