Asien Südasien

#39 Nepal - Annapurna Circuit Trek: von Kathmandu bis zum höchsten Pass der Welt

Nach den drei Wochen in Indien freuen wir uns wieder einmal richtig ein neues Land zu betreten. Nach nur eineinhalb Stunden Flug landen wir in Kathmandu

Einreise nach Nepal

Zum Einreisen in Nepal benötigen wir allerdings noch ein Visum. Gut informiert wissen wir aber, dass wir das ganz einfach hier bezahlen können. Wir begeben uns also direkt zum Einreiseschalter mit der Aufschrift Visa-on-Arrival. Dort sieht uns der Grenzbeamte allerdings ganz entgeistert an, da wir unser Visum noch garnicht bezahlt haben und schickt uns zurück an die Visa-Bezahlstelle. Wir stellen uns also ein paar Meter weiter hinten bei besagter Stelle kurz an, doch hier heißt es, wir müssen zuerst ein Formular ausfüllen. Also noch ein Stück weiter zurück zum Automaten, an dem das möglich ist. Hier füllen wir schließlich das Einreiseformular aus. Damit geht es dann wieder zurück zum Schalter, wo wir das Visa-on-Arrival jetzt auch bezahlen dürfen. Schlussendlich gehen wir wieder zurück zum Grenzbeamten, der jetzt zufrieden unser Visa stempelt und Pati ohne weiteres einreisen lässt.

Einreise nach Nepal, Kathmandu Airport

Bei Jenny dauert die ganze Prozedur wie gewöhnlich etwas länger. Drei Mal versucht der Grenzbeamte Jenny’s Nachnamen auszusprechen. Jenny kann ihn aber durch die dicke Schutzscheibe kaum verstehen. Das macht ihm jedoch nichts aus - er lacht nur und fragt nochmal lauter wie man denn ihren Namen ausspreche. Dann versucht er es nochmal. Als er wieder scheitert, lacht er und sagt nur: „Jennifer, where are you from“. Vom benachbarten Einwanderungsschalter taucht kurz der Kopf eines weiteren Beamten auf. Er schreit lautstark: „Jennifer Lopez“. Dann verschwindet der Kopf wieder. Alle lachen. Jenny antwortet auf die Frage, dass sie aus Österreich ist. Das Gespräch geht weiter:

Beamter: „First time in Nepal?“ Jenny: „Yes“ Beamter: „Are you excited?“ Jenny: „Yes“ Beamter (völlig aus dem Häuschen): „It is very exciting!“

Dann zählt der Grenzbeamte noch lautstark die Anzahl der Buchstaben von Jennys Nachnamen. Lachend und mit einem „seventeen letters!? (17 Buchstaben?!)“ darf dann auch Jenny einreisen.

Kathmandu

Vom Flughafen aus fahren wir mit dem Taxt zu unserem Hostel. Dort treffen wir auch gleich Dennis, der uns bei unseren Trekking-Plänen begleitet. Dennis haben wir letztes Jahr auf Sri Lanka kennen gelernt. Danach sind wir in Kontakt geblieben und als er erfahren hat, dass wir in Nepal wandern gehen wollen, hat er sich kurzerhand entschlossen sich uns anzuschließen.

Am nächsten Tag treffen wir unseren Guide Arjun, der kurzerhand noch ein Teammeeting für die mehrtägige Wanderung im Himalaya am Annapurna Circuit Trek einberufen hat. Wir klären ab, auf was wir achten sollen und was uns noch alles an Ausrüstung fehlt. Wir gehen gemeinsam mit Arjun gleich im Anschluss ans Meeting zu einem ihm bekannten Shop, wo wir Handschuhe, Mütze und Stirnlampe kaufen sowie einen Schlafsack und eine dicke Daunenjacke ausleihen können. Nachmittags kaufen wir noch für Jenny eine Berghose. Nachdem es beim originalen North Face-Shop nichts gibt, finden wir dann eine nicht ganz so originale, trotzdem mit Logo bestickte The North Face-Hose aus einer düsteren Hinterkammer. Passt nicht schlechter als die Originalhosen und kostet schlappe 6€ .

Abends kommt Arjun zurück ins Hostel. Er bringt drei Seesäcke, die unsere Träger tragen sollen. Wir brauchen zu dritt allerdings nur einen. Dennis trägt alles selbst und wir können nur unsere Schlafsäcke und die dicken Jacken nicht mehr in unseren Rucksäcken verstauen. In der Tasche hätten wir allerdings selbst als Ganzes Platz gehabt. Wir können uns garnicht vorstellen, wie viel manche für ihre Treks einpacken, um diese Taschen zu füllen.

Kathmandu

Start des Annapurna Circuit Treks

Noch vor dem Frühstück geht es am nächsten Morgen für uns los. Wir werden direkt vor dem Hostel von Arjun mit einem Jeep abgeholt. Ursprünglich wären wir mit dem Bus gefahren, doch Arjun hat sich offenbar spontan noch umentschieden. Beim Jeep lernen wir noch den Rest unserer Begleiter kennen. Arjuns Bruder, Rabin, ist als zweiter Guide dabei und hätte auch eine der Taschen getragen, die wir aber nicht füllen konnten. Und Krali begleitet uns als Porter. Wir merken sofort, dass die drei ein eingespieltes Team sind und fühlen uns sogleich in besten Händen.

Dann geht es los in Richtung Himalaya. Wir fahren mit dem Jeep sieben Stunden lang ins Kathmandu Valley. Wir merken gleich, wieso Arjun lieber mit dem Jeep fahren wollte als mit einem Bus. Die Straßen sind von den Überflutungen von vor knapp zwei Wochen immer noch extrem mitgenommen und teilweise einfach nicht vorhanden. Dementsprechend holprig ist die Fahrt. Wir überholen immer wieder Busse, die versuchen langsam durch die Riesen-Schlaglöcher zu fahren. Dann gibt es eine kurze Frühstückspause. Es gibt Chapati und Curry. Nach ein paar weiteren Stunden essen wir mittags dann das erste Mal das berühmt-berüchtigte Nepalesische Dal Bhat (Reis mit verschiedenen Curries). Es schmeckt uns ausgezeichnet und erinnert uns etwas an ein Indisches Thali.

Am Nachmittag erreichen wir dann das Limit unseres Jeeps. Es heißt umsteigen, jetzt wird’s erst richtig holprig. Mit einem richtigen Off-Road-Jeep geht es noch weitere vier Stunden in ein Seitental des Kathmandu Valleys. Wir sitzen zu viert auf der Rückbank während sich Arjun und Krali den Beifahrersitz teilen. Die Fenster bleiben offen, sonst würden wir uns nur die Köpfe daran anstoßen. Alle, inklusive Fahrer, werden wild durchgeschüttelt. Wir fahren durch Flussbetten und über Stock und Stein. Zuhause würde schon lange keiner mehr von einer Straße reden oder auch nur ans fahren denken. Unser Motto: „Gehts?“ - „Irgendwie schon“. Wir haben das Gefühl, das könnte auch das Motto der nächsten Tage werden. Die letzte Stunde fahren wir dann noch im Dunkeln. Dann endlich erreichen wir Dharapani. Statt der angegebenen sieben bis neun Stunden waren es dann doch elf. Wir sind froh aus dem Auto heraus zu kommen. Morgen wird von hier aus unsere Wanderung starten. Wir sind irrsinnig gespannt was uns alles erwartet.

Die gesamte Wandergruppe
Straße Richtung Dharapani Teahouse in Dharapani

Trek Tag 1: Dharapani nach Chame

16km, 6 Stunden, von 1860m auf 2670m

Am ersten Tag starten wir am frühen Morgen nach einem gigantischen Frühstück. Wir können unsere Riesen-Portionen gar nicht aufessen. Dann starten wir auch schon. Vom Vortag spüren wir, wie schlapp unsere Arme vom Festhalten im Jeep sind. Auch unsere Rücken tun weh von den Schlagloch-Strapazen vom Vortag. Arjun macht uns allerdings Hoffnung für den Tag, als er erzählt, dass es heute nur Nepali flach dahin geht - ein Forstweg also. So spazieren wir den ganzen Tag durch verschiedene nepalesische Berg-Dörfer. Leider fängt nach den ersten Stunden Jenny’s rechtes Knie an zu schmerzen. Solange es allerdings nicht zu viel bergab geht, ist es aushaltbar. Also weiter.

Mittags gibt es natürlich Dal Bhat. Danach spazieren wir weiter bis wir schließlich in Chame, dem Ziel des Tages, ankommen. Hier genießen wir noch kurz die letzten Sonnenstrahlen, bevor die umliegenden Bergketten einen kalten Schatten über das Tal werfen. Dann setzen wir uns ins Teahouse. Während unseres Treks werden wir hauptsächlich in solchen sogenannten Teahouses essen und schlafen. Die Unterkünfte sind einfach gehalten, aber meist sehr gut - für jeden ein Bett und überraschenderweise meistens sogar ein eigenes Bad. Wir haben alles was wir brauchen. In einem großen Aufenthaltsraum steht immer ein Holzofen an dem sich alle nach dem Sonnenuntergang wärmen. Hier bekommen wir auch immer unser Essen, das entgegen unseren Erwartungen (Arjun hat uns gewarnt, dass das Essen in den Bergen eher spärlich sein wird) fast immer ausgezeichnet schmeckt.

Am Abend spielen wir Karten, als sich Krali und Rabin zu uns gesellen. Wir bringen den beiden kurzerhand ebenfalls unser Spiel bei. Rabin hat es sofort verstanden, aber die Sprachbarriere zu Krali macht es für ihn etwas komplizierter. Dennoch hat Krali bestimmt am meisten Spaß am Spiel. Wir merken sofort, dass er für jegliche Spiele brennt, denn als wir fertig sind, spielt dieser sogleich an seinem Handy Solitaire weiter. Pünktlich um 18:00 Uhr wird zu Abend gegessen und danach fallen wir alle hundemüde vom langen Tag ins Bett.

Zwei Yak Ausblick während der Wanderung

Trek Tag 2: Chame nach Pisang

15km, 5 Stunden, von 2670m auf 3200m

Am frühen Morgen sitzen wir wieder am Frühstückstisch. Das Frühstück ist wieder gigantisch, allerdings auch der Appetit. Heute essen wir alles auf. Um 8:30 Uhr wandern wir also - nach einem gemeinsamen Selfie - wieder los. Leider schmerzen heute Morgen beide Knie von Jenny. Laut Arjun wandern wir aber wieder nur Nepali flach. Trotzdem geht es immer mal wieder kurze Stücke abwärts. Daher wird Jenny noch am Vormittag von Arjun mit einer Bandage ausgestattet. Dann gehts weiter. Mittags, wie könnte es auch anders sein, essen wir natürlich Dal Bhat. Dann wandern wir noch knapp zwei Stunden weiter bis nach Pisang.

Am Teahouse angekommen, bekommen wir auch sofort unsere Zimmer zugeteilt. Wir werden im ersten Stock im Eckzimmer untergebracht und staunen nicht schlecht über den Ausblick. Wir sehen direkt gegenüber von uns den schneeweißen Gipfel den Annapurna II und vor uns ausgebreitet den ganzen Weg des heutigen Tages. Jetzt sind wir mitten im Himalaya. Zusätzlich scheint die Sonne in unser Zimmer, sodass wir den ganzen Nachmittag auf unseren Betten verbringen und erst als Rabin uns zum Essen abholt, können wir uns von unserem Zimmer losreißen. Zum Abendessen gibt es heute nochmal Dal Baht - Arjun empfiehlt uns erst in zwei Tagen wieder experimentierfreudig zu sein, wenn wir wieder etwas tiefer unten sind. Nach dem Essen ziehen wir uns alle zurück, um neue Kräfte für den morgigen Tag zu sammeln.

Gemeinsames Selfie Heutiger Ausblick aus unserem Zimmer - Anapurna II

Trek Tag 3: Pisang nach Ngawal

12km, 5 Stunden, von 3200m auf 3650m

An unserem dritten Tag haben wir bereits unsere morgendliche Routine. Wir packen unsere Sachen, dann ab zum Frühstück und danach gehts schon wieder los. Heute geht es erstmals über die kritische Höhe von 3500m hinaus. Am Hinweg schmerzt leider immer noch Jennys Knie. Daher verschwinden Rabin und Krali kurz im Wald und kommen gleich darauf mit einem Holzstock zurück. Der etwas zu kurze Stock ist für Jenny für heute schon einmal eine riesige Hilfe. Wir kommen recht gut voran und erreichen gegen Mittag bereits unser Ziel. Den Nachmittag verbringen wir gemeinsam Karten spielend wieder im Gemeinschaftsraum unseres heutigen Teahouses. Leider fühlt sich Pati am Abend nicht so gut und geht früh ins Bett. Die Nacht hier wird richtig kalt, so dass wir das erste mal froh sind gute Schlafsäcke mit zu haben.

Trek Tag 4: Ngawal nach Manang

10km, 4 Stunden, von 3650m auf 3540m

Am Morgen wachen wir bei Minusgraden auf und packen möglichst schnell unsere Sachen wieder ein. Pati hat ganz leichtes Fieber, Schnupfen und garkeinen Appetit aufs Frühstück - alles Hinweise auf eine beginnende Höhenkrankheit. Auch Denis fühlt sich nicht sonderlich gut. Daher wird erstmal die Sauerstoffsättigung bei beiden gemessen. Alles im Rahmen, also gehts weiter. Pati und Denis nehmen eine Paracetamol und schaffen damit die vier Stunden nach Manang ohne Probleme. Jenny bekommt von Krali vor dem Losgehen noch einen zweiten geschnitzten Stock. Er meint dann geht es leichter - heute geht es schließlich wieder etwas bergab. Den Knien geht es allerdings schon deutlich besser.

In regelmäßigen Abständen kommen wir an buddhistischen Stupas und Gebetsmühlen vorbei, die jeweils mit einem Mantra versehen sind. Laut unseren Guides werden die Gebetsmühlen im Uhrzeigersinn gedreht, um das gute Mantra mithilfe der Bewegung und des Windes in die Welt hinauszutragen. Wir drehen daher täglich an hunderten Gebetsmühlen. Zusätzlich gibt es hin und wieder auch noch große Mühlen, an denen man sich festhält und dann drei Mal drum herum im Kreis geht - begleitet von einem Mantra, das Krali singt.

Außerdem sehen wir an unserem Weg ständig die für Nepal typischen bunten Flaggen, die man von den Bildern kennt. Es handelt sich dabei um buddhistische Gebetsflaggen, die ebenfalls mit verschiedenen Mantra beschrieben sind. Sie werden an windigen Stellen befestigt, damit der Wind das positive Mantra verteilt.

Wir erreichen schon nach recht kurzer Zeit unser Ziel für die nächsten zwei Tage, Manang. Zwei Tage bleiben wir deshalb hier, weil auf 3500m Akklimatisierung angesagt ist. Ab 3500m Höhe ist man nämlich mehr gefährdet höhenkrank zu werden. Pati geht es am Nachmittag zum Glück wieder gut. Leider fühlt sich Denis gar nicht gut und er befürchtet, dass er krank wird. Aber zunächst hoffen wir, dass der Pausentag und etwas Ruhe alles wieder repariert.

Nachmittags wird wieder gespielt. Dieses Mal bringen uns Rabin und Krali ein Nepalesisches Kartenspiel bei. Krali ist natürlich wieder mit Leib und Seele im Spiel, sodass wir einen richtig lustigen Nachmittag verbringen. Nebenher trinken wir literweise Tee, da Arjun sehr genau darauf achtet, dass wir ordentlich hydriert sind. Am Abend essen wir ausnahmsweise kein Dal Baht. Arjun sagt, die Küche hier sei super und daher versuchen wir uns in Lasagne und Frühlingsrollen. Alles ausgezeichnet. Dann fallen wir um 21.00 Uhr bereits müde ins Bett.

Foto von einem der vielen Bergdörfer Bunte Gasse in Manang

Trek Tag 5: Akklimatisieren in Manang

4km, 2 Stunden, von 3540m auf 3790m und zurück

An unserem Akklimatisierungstag starten wir gemütlich morgens in Richtung Gangapurna Lake. Gestern Abend haben wir uns noch Wanderstöcke gekauft, um die Knie etwas zu entlasten. Diese wollen wir heute mal testen und uns im Gehen mit Stöcken üben. Denis setzt heute vorerst aus, da seine Erkältung eher schlimmer geworden ist und Arjun bleibt bei ihm. Also machen wir uns gemeinsam mit Rabin und Krali auf den Weg. Rabin und Krali gehen voraus und wir klackern noch etwas unbeholfen mit unseren neuen Wanderstöcken hinterher.

Rabin und Krali bringen uns ein paar Wörter Nepali bei:

  • Jam Jam! - Auf geht’s!
  • Bistari, bistari. - Langsam, langsam.
  • Chana chana byō? - Hast du den Reis aufgegessen?
  • Kai. - Ja.
  • Nei. - Nein.
  • Timilai kasto chha? - Wie gehts?
  • Dherai Rāmro. - Sehr gut.
  • Dhanyavaad. - Danke.
  • Svagatam. - Gerne.

Der Weg ist dann doch recht steil, aber wir kommen gut voran und Jenny hat sogar ausreichend Luft, um etwas mit Rabin zu quatschen. Uns interessiert nach den Gesprächen in Indien brennend, ob die Menschen hier in Nepal Steuern bezahlen. Rabin antwortet auf Jennys frage nur mit: „Jenny. This is Nepal.“ Den Rest denken wir uns also. Er setzt allerdings nach, dass die wirtschaftliche Situation im Allgemeinen sehr schwierig sei und auch eine sehr große Unzufriedenheit in der Bevölkerung herrscht.

Pati steht auf einer Hängebrücke Ausblick vom Endpunkt unserer Akklimatisierungs-Wanderung

Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder in unserem Teahouse. Leider ist Denis noch kränker als zuvor. Auch Pati hat am Nachmittag wieder leichtes Fieber fühlt sich aber ganz gut. Irgendwie scheint alles ungewiss. Am Abend fällt dann die Entscheidung: Denis wird den Trek abbrechen. Und Arjun wird ihn zurück ins Tal begleiten.

Nachdem uns Denis und Arjun verlassen, übernimmt Rabin die Leitung unseres Treks. Auch Krali, der ja teils unser Gepäck trägt, bleibt bei uns. Wir werden mit Nachdruck ermahnt, dass wir unsere Rucksäcke möglichst leicht machen sollen. Alles nicht benötigte sollen wir in Krali’s Tasche packen, um uns den Weg, der zwar nicht schwierig, aber hoch weitergeht so leicht wie möglich zu machen. Außerdem wird ab heute jeden Tag die Sättigung gecheckt und wir stehen natürlich unter Beobachtung. Das alles klingt für uns nach unglaublich viel Erfahrung und wir fühlen uns sofort gut aufgehoben bei Rabin und Krali. Dann werden wir schon fast ins Bett geschickt. Für uns geht es also morgen weiter. Für Denis heißt es leider umkehren.

Selfie als wir uns von Dennis verabschieden

Trek Tag 6: Manang nach Yak Kharka

10km, 4 Stunden, von 3540m auf 4110m

Wir wandern also am Morgen unseres sechsten Trekkingtages nur noch zu viert los. Pati’s Erkältung wird langsam besser, aber es wird höhenbedingt immer anstrengender zu atmen. Auf über 4000 Höhenmetern wird jetzt auf einmal alles anders: Krali schmiert sein Gesicht zum ersten Mal mit Sonnencreme ein. Rabin setzt erstmals seine Sonnenbrille auf und schmiert sich ebenfalls ein. Die Landschaft ist so einzigartig und schön und wir bleiben immer wieder stehen, um Fotos zu machen. Auf einmal fragt Rabin: Jenny, is this a dream?. Gleich darauf gibt er sich selbst die Antwort: No, it’s Nepal! und spaziert beschwingt weiter.

Trekking am Annapurna Cirucuit in Nepal

Bereits zum Mittagessen kommen wir auf unserem Etappenziel des Tages, Yak Kharka, auf 4110m an. Mittags gibt es wie gewöhnlich Dal Bhat. Hier auf über 4000m Höhe ist es bereits mittags schon ziemlich kalt. Den Nachmittag verbringen wir deshalb in der Dining Hall des Teehauses. Wir spielen den ganzen Nachmittag, trinken abwechselnd Kaffee und Tee und fordern uns beim 4-Gewinnt heraus. Weder Krali noch Rabin kannten das Spiel vorher und beide werden richtig fanatisch. Wir können später kaum Abendessen, weil die beiden so auf’s Spiel fokussiert sind. Abends gibt es ebenfalls wieder Dal Bhat, bevor wir dann - mit Mütze und Daunenjacke ausgestattet - unsere Zähne putzen und uns bettfertig machen. Die Nacht wird eisig kalt.

Rabin, Krali und Pari beim Spielen am Nachmittag

Trek Tag 7: Yak Karka zum Highcamp

7km, 5 Stunden, von 4110m auf 4800m

Heute hat Rabin Geburtstag. Er wird 22 Jahre alt. Der heutige Plan wäre bis ins Low Camp vor dem Thorong La Pass, dem höchsten Punkt unseres Treks, zu kommen. Pati geht es heute leider wieder nicht so gut, er hatte in der Nacht Fieber und jetzt ziemlich mit der Anstrengung zu kämpfen. Als wir beim Low Camp nach einigen Stunden Wandern ankommen, findet Rabin, dass wir unbedingt noch die 300 weiteren Höhenmeter bis zum High Camp gehen sollten, um uns für morgen früh zumindest eine Stunde sparen zu können. Nach einer Stärkung beim Mittagessen, Dal Bhat wie üblich, geht es also noch einmal 300m weiter hinauf. Krali, unser Porter, geht mit unserem Gepäck schon mal voraus, um uns ein Zimmer im High Camp zu reservieren. Es gibt dort oben nämlich nur ein Hotel und die Zimmer sind sehr schnell ausgebucht. Oben angekommen hat Krali für uns dann tatsächlich schon ein Zimmer ergattert. Leider konnte er kein Zimmer mehr für sich und Rabin bekommen und die beiden schlafen deshalb später in der Dining Hall, gemeinsam mit vielen anderen Guides und Porters.

Pati muss sich erst einmal ausruhen. Rabin und Jenny wollen noch zu einem Aussichtspunkt 100m weiter oben spazieren (sie ist schon ganz im Nepalesischen „Spazieren“ angekommen). Jenny ist mit Wanderschuhen und Stöcken unterwegs, Rabin spaziert mit seinen Hausschlapfen. Die Aussicht vom Viewpoint ist unglaublich. Beim Rückweg zum Teehaus gibt Rabin dann aber doch zu, dass ordentliche Schuhe kein Fehler gewesen wären, während er mir seinen Zehen ständig aus seinen Schlapfen rutscht.

Ausblick von Rabin und Jennys Spaziergang Ausblick von Rabin und Jennys Spaziergang

Am Nachmittag feiern wir dann noch, zurück in der Hütte, alle gemeinsam ein bisschen Rabins Geburtstag. Nur mit Tee, denn Anstoßen mit Alkohol wird uns auf dieser Höhe streng verboten. Wir verbringen den Nachmittag im Teehaus, denn draußen geht die Sonne bereits um 15:00 Uhr unter und es ist bitterkalt. Auch drinnen ist es nicht sonderlich warm, denn das Teehaus wird hier nicht mehr beheizt. Schon seit Yak Kharka sind wir ein Stück über der Baumgrenze und es gibt kaum noch Holz. Deshalb wird ab dieser Höhe nur noch mit getrockneten Yak-Fladen geheizt. Aber selbst diese sind auf fast 5000m rar.

Bereits um 17:00 Uhr gibt es Dal Bhat. Zum Schlafen gehen, um ungefähr 19:00 Uhr, bekommen wir noch eine Elektrolytlösung zum Trinken, damit wir für morgen gerüstet sind. Auch die Sauerstoffsättigung wird noch gecheckt: Die Luft ist bereits ziemlich dünn, soll aber noch dünner werden.

Dann putzen wir uns draußen noch schnell die Zähne, bevor wir uns in unserem Schlafsack verkriechen. Bis 3:15 Uhr dürfen wir schlafen, dann gibt es Frühstück. Alle hoffen, dass Pati morgen fit sein wird.

Pati steht endlich neben dem Schild des Highcamps vom Thorong La Pass

Trek Tag 8: Highcamp über Thorong La Pass nach Muktinath

24km, 10 Stunden, von 4800m auf 5416m auf 3710m

Los geht’s! Um 3:15 Uhr klingelt der Wecker. Raus aus den Schlafsäcken, rein in die Wanderhosen und Bergschuhe. Mützen und Stirnlampen auf. Schnell die Schlafsäcke zusammenrollen und einpacken. Zähneputzen. Sternschnuppe sehen. Handschuhe herrichten. Um 3:45 Uhr gibt es Frühstück.

Wir versuchen ein Müsli und viel zu salzigen French Toast hinunter zu würgen. Nach ungefähr der Hälfte müssen wir aufgeben. Rabin, besorgt wie immer, kauft deshalb sicherheitshalber noch für alle jeweils eine Packung Kekse. Noch während dem Frühstück sehen wir aus dem Fenster, wie Schlangen von Menschen mit Stirnlampen vom Low Camp herauf kommen. Wir sind froh, dass wir diesen Weg gestern noch zurückgelegt haben. Pati hat Kopfschmerzen, aber zum Glück kein Fieber und Rabin ist optimistisch, dass wir das schaffen. Um 4:15 Uhr starten wir dann los. Jam Jam!

Nachts am Thorong La Pass

Draußen ist es stockdunkel, der Sternenhimmel ist unglaublich. Der Weg ist steil und wir kommen nur langsam voran. Bistari, bistari lautet das Motto. Allerdings überholen wir in der ersten Stunde ständig andere Gruppen, die bereits völlig erschöpft vom Aufstieg des Low Camps sind. Jenny’s Stirnlampe ist nicht die beste und das ist wahrscheinlich auch gut so. Immer wieder bleibt Rabin stehen und leuchtet mit seiner Stirnlampe umher. Direkt neben uns ist der Abhang steil. Es ist eiskalt und wir haben den Schal tief ins Gesicht gezogen. Je weiter wir hinauf kommen, desto windiger wird es. Das Wasser, das wir mit hatten, ist mittlerweile gefroren.

Die letzten Meter bis ganz nach oben werden für Pati eine ziemliche Qual. Immer wieder betont Rabin, dass es nur noch ein Hügel sei über den wir hinüber müssen, aber das stimmt natürlich nie. Nach einer Schokoladenpause bei Sonnenaufgang geht es dann gestärkt weiter über die vielen Hügel des Passes.

Um 7:20 Uhr erreichen wir die höchste Stelle. Wir stehen tatsächlich am Thorong La Pass auf 5416m. Wir können es kaum glauben und sind völlig überwältigt vom Moment. 🥲 Is this a dream? No, its Nepal!

Thorong La Pass

Als wir uns für diesen Trek angemeldet haben, stand eigentlich nur im Vordergrund, dass wir gerne in Nepal wandern gehen wollten. Dabei wollten wir nicht direkt einen Gipfel besteigen, da wir ja noch nie so hoch oben waren. Wir haben uns daher gedacht, dass der Annapurna Circuit Trek für uns bestimmt das Richtige ist, haben uns aber nie weiter darüber informiert. Wir hatten ja einen Guide. Als wir jetzt aber hier oben stehen, erfahren wir, dass der Thorong La Pass sogar der höchste Pass der Welt ist. Wir sind schockiert. Und auch ein bisschen stolz.

Wir schießen einige Fotos, bevor es dann wirklich zu kalt ist. Jetzt steht uns noch ein Abstieg von über 1700 Höhenmetern bevor. Als wir dann Stunden später, natürlich mit Dal Bhat zu Mittag, in Muktinath ankommen, sind wir sehr müde, aber auch sehr glücklich.

Alle gönnen sich erst mal eine heiße Dusche. Dann wird mit Bier auf den Tageserfolg und auf Rabins Geburtstag von gestern angestoßen. Abends gibt es dann endlich einmal kein Dal Bhat mehr, sondern Pizza und Burger. Wieder einmal fallen wir relativ früh ins Bett.


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