#34 USA Roadtrip: Unterwegs in den Nationalparks
von Jenny | 14 Aug 2024
Der zweite Teil unseres Roadtrips beginnt: Wir lassen Kalifornien und Nevada hinter uns. Es wird Zeit weiter in Richtung Inland zu einigen der berühmtesten Amerikanischen Nationalparks fahren. Im Sequoia Nationalpark haben wir beim letzten Mal gelernt, dass in den Nationalparks bis auf den letzten Platz alle Zeltplätze ausgebucht sind, wenn wir nicht rechtzeitig buchen. Deshalb haben wir gleich im Anschluss daran unsere Campingplätze für alle Nationalparks im Vorhinein gebucht.
Zion Nationalpark
Ungefähr drei Stunden entfernt von Las Vegas kommen wir dann auch schon an unserem ersten Ziel, dem Zion Nationalpark, an. Der Zion Nationalpark ist ein eher kleinerer Park, der im Wesentlichen nur aus einer Schlucht besteht. Niemals hätten wir erwartet, dass dort viel los sein würde - wir liegen abermals falsch. Der kleine Nationalpark ist nicht nur bis auf den letzten Platz ausgebucht, er ist außerdem so maßlos überfüllt, dass Shuttlebusse im Minutentakt Touristen im Canyon auf- und abtransportieren - ziemlich verrückt. Wir nehmen also gleich nach unserer Ankunft den nächstbesten Shuttle bis ans obere Ende der Canyon-Straße. Dort gibt es einen Fluss, der die Schlucht ursprünglich geformt hat und den man jetzt hinauf wandern kann. Wir sind fast drei Stunden in der Schlucht unterwegs, klettern über Felsen, stehen bis zum Bauchnabel im Wasser und bestaunen den immer enger werdenden Canyon. Mit dem letzten Bus fahren wir dann am Abend wieder zurück zum Campingplatz. Wir schlafen nur eine Nacht im Zion Nationalpark. Ursprünglich wollten wir länger bleiben, doch wegen der Hauptsaison war alles ausgebucht. Und nachdem wir die Menschenmassen dort gesehen haben, sind wir ganz froh, dass es gleich wieder weiter geht.
Grand Canyon
Ein Roadtrip quer durch die USA wäre kein Roadtrip ohne einen Stopp am berühmten Grand Canyon. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Man kann den Canyon entweder im Süden oder im Norden besuchen. Über den North Rim lesen wir, dass er deutlich weniger touristisch und kühler sein soll als der Süden, daher ist die Entscheidung für den Norden schnell gefällt. Bei 30+ Grad im Zelt zu schlafen ist einfach kein Spaß. Von unserem Campingplatz aus geht direkt ein Weg am Grand Canyon entlang und auch in die Schlucht hinab. Obwohl wir nur knapp mehr als einen Tag haben, machen wir das Allerbeste daraus. Wir wandern, sehen Sonnenuntergang, Sonnenaufgang und wandern noch ein bisschen mehr. Der Grand Canyon macht seinem Namen alle Ehre - er ist wirklich riiiesig und wunderschön.
Vom Grand Canyon aus fahren wir dann quer durch den Amerikanischen Bundesstaat Arizona, der passenderweise als Canyon State bezeichnet wird. Stundenlang windet sich die Straße durch die rote Canyon-Landschaft - es ist einfach unglaublich schön.
Antelope Canyon und Horseshoe Bend
Nach Stunden in der Wüste von Arizona kommen wir in Page an. Page ist ein kleiner Ort mitten in der Wüste. Rundherum gibt es nichts außer dem Antelope Canyon und dem Horseshoe Bend - genau deshalb sind wir hier! Komischerweise stellen sich plötzlich alle unsere Uhren inklusive der Auto-Uhr eine Stunde vor. Wir können es uns nicht erklären. Laut Karte sollten Utah (dessen Grenze ganz in der Nähe liegt) und Arizona in derselben Zeitzone sein. Zum Glück gibt es im Ort eine Uhr - nach der richten wir uns einfach. Am Abend im Motel sind alle unsere Uhren wieder auf die ursprüngliche Zeit eingestellt, mit der wir hier hergekommen sind.
Wir sehen uns gleich am nächsten Morgen den Sonnenaufgang am Horseshoe Bend an. Die Uhrzeit muss passen, denn wir sind pünktlich dort. Am Nachmittag machen wir dann eine geführte Tour durch den Antelope Canyon. Nach der Tour sehen wir, dass sich schon wieder alle unsere Uhren umgestellt haben. Langsam sind wir davon überzeugt, dass das kein Fehler mehr sein kann. Als wir später googeln sehen wir, dass beide Sehenswürdigkeiten in Page im Reservat der Navajos, der Ureinwohner Amerikas, liegen. In den Reservaten herrscht tatsächlich eine andere Zeitzone als außerhalb. Es war also alles doch kein Irrtum - schon verrückt.
Bryce Canyon Nationalpark
Im Bryce Canyon haben wir Glück und können noch drei Nächte am Campingplatz im Nationalpark reservieren. Der Bryce Canyon ist zum Glück auch deutlich weniger touristisch als der Zion Nationalpark obwohl er ähnlich klein ist. Wir genießen es einmal drei Tage an einem Ort zu sein - das hatten wir schon seit San Francisco nicht mehr. Obwohl schon wieder ein Canyon, sieht dieser Nationalpark wieder ganz anders aus als die anderen davor. Wir verbringen drei gemütliche Tage, wandern durch die Hoodoos (so werden die Steinformationen genannt) und lesen sogar mal ein Buch. Am Campingplatz leben sehr viele Chipmunks und Eichhörnchen, die hier in die Autos springen und Essen klauen wollen. Zum Glück gibt es dieses Mal aber zumindest keine Bären.
Salt Lake City
Nach den ganzen Nationalparks machen wir uns auf den Weg nach Salt Lake City im Bundesstaat Utah. Eigentlich haben wir uns auf die Stadt gefreut, leider stellen wir bei unserer Ankunft gleich fest, dass dort einfach niemand mehr ist. Auf den Straßen kaum Leute, die meisten Geschäfte sind geschlossen und wenn etwas geöffnet hat, dann sind dort mehr Mitarbeiter:innen als Kund:innen. Sophia liest später, dass die meisten Menschen in Salt Lake City aufgrund der extrem hohen Lebenshaltungskosten von der Stadt weggezogen sind und nur noch zum Arbeiten dorthin pendeln.
Craters of the Moon, Idaho
Weil Salt Lake City ein kleiner Reinfall war, haben wir zwei ganze Tage lang Zeit, um von Utah über Idaho nach Wyoming zu unserem nächsten Ziel zu fahren. Mitten im Nichts von Idaho (es gibt erstaunlich viel Nichts hier in den USA) finden wir einen Gratis-Campingplatz, den wir für eine Nacht nutzen. Die Luftmatratze unserer Campingausrüstung gibt leider hier auch schon den Geist auf und wir können sie nicht mehr reparieren. Wir pumpen die Matratze deshalb am Abend zwei Mal, mitten in der Nacht um halb 3 und um halb 5 Uhr morgens nochmal auf. Vor dem Yellowstone Nationalpark müssen wir sie unbedingt noch austauschen.
Erstmal geht es jetzt aber zum Craters of the Moon National Monument in Idaho. Es war so ziemlich die einzige Sehenswürdigkeit, die wir neben einem Wasserfall und einem Kartoffelmuseum ausmachen konnten. Craters of the Moon ist ein kleiner Park, durch den man in zwei bis drei Stunden durchgefahren und spaziert ist. Die Landschaft ist aber sehr beeindruckend - und schon wieder ganz anders als alles was wir bisher gesehen haben. Überall schwarzes Vulkangestein und Überreste von Ausbrüchen von vor hunderttausenden Jahren.
Yellowstone Nationalpark
Am Tag danach besorgen wir uns gleich in der Früh eine neue Luftmatratze für unser Zelt und Lebensmittel für mehrere Tage. Die kommenden vier Nächte campen wir im Yellowstone Nationalpark. Gleich bei unserer Ankunft am Parkeingang stellen wir fest, dass der Yellowstone Nationalpark noch viel größer ist, als wir es uns vorgestellt haben. Nach kurzer Recherche stellen wir fest, dass der Nationalpark in etwa Dreiviertel der Fläche Tirols hat. Unser Campingplatz befindet sich ungefähr in der Mitte des Parks und vom Eingang aus fahren wir noch über eine Stunde im Park dorthin. Der Campingplatz selbst besteht aus 10 Loops. In jedem dieser Loops können 20 bis 30 Zelte oder Wohnwägen stehen. Wir haben ziemlich am Ende in der Nähe des gigantischen Yellowstone Lakes (das schon beinahe ein Meer sein könnte) unseren Platz. Wie auch schon im Sequoia Nationalpark gibt es hier wieder Bärenboxen in denen man alles mit Geruch (also sämtliche Lebensmittel, Shampoo, Duschgel etc.) verstauen muss, um keine Bären anzulocken. Wir haben so viel eingekauft, dass wir alles geradeso in der riesigen Box Platz haben.
Infos aus dem Yellowstone Visitorcenter
Sofort am ersten Abend düsen wir noch zum Visitorcenter, um uns eine Karte vom Park zu holen und uns zu informieren, was man hier so sehen kann und soll. Der Ranger, Bob, ist super nett und offensichtlich immer für einen blöden Spruch zu haben. Sophia stellt gleich anfangs eine Frage, worauf Bob frech, an uns andere gewandt, antwortet: “She’s not the leader of the group, is she?“ Er zieht dann gleich mehrere Landkarten unter seinem Schreibtisch hervor und legt sich drei Leuchtstifte zurecht, mit denen er uns die nächste Stunde alles über den Park erzählt, was er weiß. Zwischen den Erklärungen erzählt er uns sämtliche Anekdoten aus seinem Leben.
Eine Stunde später stehen wir nach vielen blöden Sprüchen und dem Wissen, dass Sophia nicht unsere Anführerin ist, mit sechs vollgekritzelten Karten vom Nationalpark im Visitorcenter und versuchen uns alles zu merken, was Ranger Bob uns vorgeschlagen hat. Als wäre das nicht genug, lernen wir dann auch noch Bob’s Frau Tina kennen. Sie gibt uns noch weitere Tipps, die sie in einer anderen Leuchstiftfarbe auf unserem eh schon übervollen Plan einzeichnet. Während Tina uns noch weitere Infos über den Park gibt, macht sich Ranger Bob gemeinsam mit seinem Freund, Ranger Harlan, auf die Suche nach Geschenken für uns vier. Er will uns unbedingt etwas besonderes vom Yellowstone Nationalpark mitgeben. Weil beide das Gesuchte im Visitorcenter nicht finden, macht Bob sich schließlich dann noch auf den Weg zu seinem Auto, weil er vermutet, dass er dort vielleicht noch etwas Besonderes für uns haben könnte.
Nach einer Viertelstunde kommt er mit den zwei letzten Yellowstone-Ansteckern, die er noch finden konnte, von seinem Auto zurück und überreicht sie uns. Ingesamt verquatschen wir uns über eineinhalb Stunden mit den Rangers bevor wir ausgestattet mit Junior Ranger Büchern, Stickern, Schlüsselanhängern und den beiden Yellowstone-Ansteckern das Besucherzentrum wieder verlassen.
Drei Tage im Yellowstone Nationalpark
Weil der Nationalpark extrem weitläufig ist, sind unsere drei vollen Tage im Yellowstone durchgetaktet: Tag 1 für Tiere und Wanderung, Tag 2 für Geysire und Tag 3 für Wanderung und Hot Springs.
Tag 1
Am ersten Tag starten wir um 6 Uhr früh. Der frühe Start kommt uns sehr gelegen - unser Campingplatz liegt auf 2400m Höhe und es ist a***kalt. Wir sind froh, vom kalten Zelt ins warme Auto zu wechseln und können es gleichzeitig gar nicht glauben, dass wir im August Heizung, Lenkradheizung und Sitzheizung brauchen.
Wir fahren Richtung Norden. Schon nach wenigen Metern sehen wir riesige Bisonherden. Wie wir von Bob aus dem Visitorcenter wissen, sind derzeit ungefähr 5000 Bisons im ganzen Park zur Paarungszeit unterwegs. Die Giganten wirken so direkt am Straßenrand richtig surreal. Am Weg sehen wir außerdem immer wieder Rehe (deutlich größer als bei uns zu Hause) und sogar einen Kojoten. Dann haben wir richtig Glück: Am Hang erspähen wir vier Bären. Wir parken das Auto und steigen aus. Nur wenige Minuten später laufen die vier Bären dann direkt vor uns über die Straße und auf der anderen Seite des Hangs hinunter. Auf der Rückfahrt sehen wir dann noch zwei Weißkopfseeadler und ein Adler-Nest.
Am Nachmittag bleiben wir beim Parkplatz zum Mount Washburn stehen. Der Berg wurde uns im Visitorcenter empfohlen. So stehen wir eineinhalb Stunden später zu viert auf 3115 Meter Höhe. Dann ist der erste Tag auch schon wieder fast vorbei. Wir springen noch kurz in den Yellowstone See (der auch a***kalt ist, aber was sein muss, muss sein) und kochen dann am Campingplatz, bis es wieder zu ungemütlich kühl wird und wir uns alle ins Zelt verziehen.
Tag 2
Am zweiten Tag im Nationalpark stehen Geysire am Programm. Schon gestern haben wir einige dampfende Quellen gesehen. Heute sehen wir uns zuerst eine Geysir-Landschaft direkt am See an. Danach geht es weiter zum Old Faithful, einen der wenigen Geysire, deren Ausbruch man relativ genau vorhersagen kann. Rund um den Old Faithful gibt es noch einige weitere Geysire, die wir bestaunen. Im Anschluss daran fahren wir zum Grand Prismatic und zum Norris Basin. Unterwegs sehen wir sogar nochmal einen Kojoten am Fluss entlang spazieren. Der Nationalpark ist wirklich sehr weitläufig und so legen wir, gleich wie gestern, mehr als 150km mit dem Auto zurück und der Tag vergeht wie im Flug. Am Abend regnet es dann leider und es hört auch die ganze Nacht über nicht mehr auf.
Tag 3
Morgens ist es nach der verregneten Nacht dann doch sehr ungemütlich, kalt und nass im Zelt - unsere billigen Zelte haben aber erstaunlich gut durchgehalten. Gleich um 7 Uhr starten Pati und ich in Richtung Avalanche Peak, einem 3221m hohen Berg. Sophia und Mathias machen sich einen gemütlichen Vormittag am Campingplatz. Der Aufstieg zum Berg ist steil und wir merken, dass wir schon länger nicht mehr richtig gewandert sind. Nach eineinhalb Stunden, einigen Reh- und Murmeltierbegegnungen ist es allerdings auch schon geschafft. Sogar so hoch oben leben hier noch Chipmunks und Eichhörnchen, die um Essen betteln - unglaublich.
Am Nachmittag fahren wir zu viert noch ans nördliche Ende des Nationalparks, um uns die Hotsprings anzusehen - wieder ein fast 4-stündiger Roundtrip. Abends sind wir dann erschöpft, wir schlafen schon während Sophia und Mathias noch essen bereits ein. Um 21 Uhr schleppen wir uns alle noch zu einem Ranger-Programm über Bären und Bisons. Sophia hat ihr ausgefülltes Junior Ranger Heft, das wir anfangs von Bob bekommen haben, dabei und wird spontan noch zum Junior Ranger ernannt. Dann ist es aber wirklich genug und wir fallen ins Bett.
Nach diesen drei intensiven Tagen (und vier eiskalten Nächten) verlassen wir den Yellowstone Nationalpark wieder. Wir haben jetzt noch 16 Tage Zeit, um den ganzen Weg nach New York an die Ostküste zurückzulegen.