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#5 Von Neu Delhi nach Jaipur

Wie bereits beim letzten Mal zu lesen, haben wir beide eine Lebensmittelvergiftung. Mithilfe einiger Medikamente beschließen wir dann doch, die 6-stündige Reise nach Jaipur anzutreten. Mit 4 Litern Wasser gewappnet rufen wir uns ein Uber zur Old Delhi Railway Station. Zwei Mal cancelled unser Uber Fahrer die Fahrt, dann versuchen wir es mit einem TukTuk. Doch auch dieser Fahrer taucht nicht auf. Unser Zug geht um 15.20, die Fahrt zur Old Delhi Railway Station dauert ca. 1 Stunde und der Verkehr dorthin kann sehr dicht werden, wie wir bei unserer letzten Fahrt nach Old Delhi gesehen haben. Als wir um 14.00 immer noch nicht im TukTuk sitzen, werden wir nervös.

Wir versuchen es daher doch mit einem normalen TukTuk, bei dem man die Preise selbst verhandeln muss. Der Uber-Fahrer besteht auf 400 Rupien (normalerweise sollte die Fahrt nicht mehr als 280 Rupien kosten), doch weil wir schon ziemlich verzweifelt sind, stimmen wir zu und steigen ein. Mit unseren Rucksäcken haben wir gerade so im TukTuk Platz. Der Fahrer hat natürlich kein Navi und spricht kaum Englisch. Mehrmals fragt er nach, zu welcher Railway Station wir denn nun wollen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen, dass er uns schon zur richtigen Station bringen wird. Wir erklären ihm mit Händen und Füßen, dass unser Zug in exakt einer Stunde geht. Er versteht, dass wir in Eile sind und gibt Gas. So rasen wir durch die Straßen Neu Delhi’s.

Während der Fahrt kommen wir ein bisschen mit ihm ins Gespräch und er macht einen sehr netten Eindruck. An einer Ampel müssen wir fast zwei Minuten warten, als ein Mann vorbeikommt und uns eine aufgeschnittene Kokosnuss verkaufen möchte. Wir lehnen dankend ab, doch unser TukTuk-Fahrer möchte uns gerne eine Kokosnuss ausgeben. Wir können ihm erklären, dass wir uns nicht gut fühlen. Das versteht er. Dann rasen wir weiter. Wir checken unsere Route auf Google Maps. Die Richtung stimmt auf jeden Fall, doch die Fahrzeit beträgt laut Google noch 30 Minuten – und in 30 Minuten ist es bereits 15.20 und unser Zug fährt los. Unser Fahrer spricht bei jeder Gelegenheit an Ampeln und im Stau andere TukTuk-Fahrer und Passanten an, und fragt sie nach dem schnellsten Weg. Schließlich rasen wir auf den Parkplatz der Old Delhi Railway Station. 15.08 – unser TukTuk-Fahrer hat es tatsächlich geschafft.

Tuktuk Fahrer in Indien
TukTuk-Fahrer und Held des Tages

Wir schnappen unsere Rucksäcke und laufen in die Station. Wir tun es dem TukTuk-Fahrer gleich und fragen jeden Passanten nach dem Weg. Jemand schreit uns hinterher, dass es bis zur Platform 3 noch 1 Kilometer ist. Im Laufschritt eilen wir durch den unglaublich riesigen Bahnhof und um 15.16 erreichen wir unsere Plattform. Dort müssen wir noch unseren Wagon finden, denn am Zug hinten hängen schon Menschenmassen an den Türen. Um 15.18 betreten wir endlich den Zug und pünktlich um 15.20 geht die Fahrt nach Jaipur auch schon los.

Zug in Indien Slums in Neu Delhi

Wir sitzen auf einer Sitzbank, die für 3 Leute gedacht ist, aber wir sind den größten Teil der Zeit zu 6. auf die Bank gequetscht. Immerhin sitzen wir am Fenster. Der Zug hält an verschiedensten Stationen, bei denen viele Leute links und rechts vom Zug warten (manche am Bahnsteig, manche auf dem Gleis auf der anderen Seite) und sobald der Zug hält, stürmen alle auf die Zugtür zu. Manche springen sogar noch in den fahrenden Zug, um als erster hineinzukommen. Aussteigen scheint unmöglich.

Zug in Indien Slums in Neu Delhi

Bei der Fahrt aus Neu Delhi hinaus, sehen wir links und rechts der Gleise unzählige Menschen, die dort teils in kleinen Gebäuden aus bunten Ziegelsteinen und teils in Bauten aus Bambus und Tüchern wohnen. Überall auf den Gleisen spazieren Personen, spielen Kinder oder suchen Hunde und Ziegen nach Futter.

Slums in Neu Delhi

Irgendwann nach 2 oder 3 Stunden hält der Zug mal wieder an einem der vielen Bahnhöfe und von draußen ruft jemand durch’s Fenster Patricks Namen herein. Alle Inder im Zug (wir sind wieder mal die einzigen Weißen) drehen sich sofort zu uns um und wissen, dass wir gemeint sein müssen. In der Hektik unserer Lebensmittelvergiftung hatten wir ganz vergessen, dass wir versucht hatten, Essen für die Fahrt zu bestellen. Niemals hätten wir uns erwartet, dass das auch tatsächlich an die richtige Stelle geliefert wird. Leider können wir nun nichts davon essen.

Mit uns auf der Bank sitzen zwei sehr nette Inder, die ebenfalls nach Jaipur fahren und uns beim Aussteigen mitnehmen. Es herrscht absolutes Chaos in Jaipur und wir sind sehr froh, dass wir ihnen folgen dürfen. Beim Aussteigen werden wir von vielen Seiten gefragt, wo wir herkommen. Zufällig treffen wir Jeejo, einen Inder, der Deutsch spricht und schon oft in Europa war. Er begleitet uns aus dem Bahnhof hinaus und wir tauschen noch die Nummern aus.

Von allen Seiten stürmen TukTuk-Fahrer auf uns zu und wollen uns die billigste Fahrt zum Hostel oder eine Stadtrundfahrt verkaufen. Wir sind heillos überfordert, es ist außerdem schon fast 21.00 Uhr und dunkel und das Hostel ist nur 20min zu Fuß entfernt, daher beschließen wir zu Fuß zum Hostel zu gehen.

Im Hostel angekommen, sind wir völlig erschöpft. Wir essen auf der Terrasse noch 2 Zwieback, dann ruft Jeejo an, nur um zu fragen, ob wir gut im Hostel angekommen sind. Trotz der sehr anstrengenden Fahrt haben wir heute wieder ausschließlich nette Menschen kennengelernt.


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